Künstlerische Forschung
Weitere Informationen zu Projekten künstlerischer Forschung im Rahmen des PEEK-Programms des FWF finden Sie in der Projektübersicht:
Projekte künstlerischer Forschung
Seit
den Anfängen der Europäischen Philosophie bei den Griechen ist das Verhältnis von Philosophie und den Künsten höchst prekär.
Einerseits stoßen wir auf „Künstlerphilosophen“ wie Platon und Nietzsche, die in ihren philosophischen Untersuchungen selbst
von künstlerischen Darstellungspraxen Gebrauch machten; andererseits entwickelte gerade Platon ein äußerst problematisches
Verhältnis zu den Künsten, indem er eine Reihe von künstlerischen Praxen aus seinem idealen Philosophenstaat verbannte. Gerade
seit Platon gibt es eine mächtige (sokratische) Tendenz in der Philosophie, in der die Philosophie immer mehr darauf Wert
legt, Wissenschaft, und nicht Kunst, sprich Dichtung, zu sein.
Vielleicht hat Nietzsche diese sokratische Tradition des
Philosophierens mit der Konzeption des „Künstlerphilosophen“ am radikalsten in Frage gestellt. Verlangt diese neue Denkfigur
doch einen neuen Typus von Philosoph – „Philosoph_innen der Zukunft“ – die bereit sind, die beiden Disziplinen „Philosophie“
und „Kunst“ miteinander zu kreuzen. Nicht, um ihre Differenz aufzuheben, sondern um in ein neues (post-sokratisches) Verhältnis
von Philosophie und Kunst zu finden.
Im Rahmen dieses historischen Kontextes entwickelt unser Forschungsprojekt eine
ForschungsPerformance, in der Philosophie, methodisch und konzeptuell, als eine Form künstlerischer Forschungspraxis begriffen
und vollzogen wird, die den Anspruch aufgibt, „reine“ Wissenschaft zu sein.
Dieses Ziel wird im Zuge der Komposition
eines mehrtätigen Forschungsfestivals „Philosophy On Stage#4“ am Tanzquartier Wien realisiert, in dem Künstler_innen, Philosoph_innen
und Wissenschaftler_innen ihre Theorien zu Zarathustra. Der Künstlerphilosoph auf wissenschaftliche und künstlerische Art
und Weise „on stage“ demonstrieren werden. Dabei werden sie Forschungsfragen nachgehen wie: „Was passiert mit der Philosophie
und den Künsten, wenn Philosoph_innen und Künstler_innen Philosophie als eine künstlerische Praxis lesen und auch aufführen
lernen? Kann uns Nietzsches Konzept der „Künstlerphilosoph_in“ helfen, in ein neuartiges Verhältnis von Philosophie und Kunst
zu kommen, in dem wir den Vollzug des Philosophierens selbst als eine Art künstlerische Forschung begreifen lernen?
Das
Projekt wird im Rahmen einer engen Ko-operation zwischen der Universität für angewandte Kunst Wien, der Universität für Musik
und darstellende Kunst Wien (MRS), der Universität Bremen, University of Surrey, Universität für angewandte Kunst Zürich und
dem Tanzquartier Wien realisiert. Wodurch auch das weltweit wachsende Forschungsnetzwerk an der Schnittstelle von Philosophie
und Performance weiter konsolidiert wird. Wien wird damit seine Position als ein international führendes Forschungszentrum
auf diesem Gebiet weiter stärken können.