Die Nachschlagewerke rühmen sie als ‚erste Architektin Österreichs‘,
als ‚Pionierin der sozialen Architektur‘, als ‚Erfinderin der Frankfurter Küche‘, als ‚Aktivistin der Frauenbewegungen‘, als
‚Heldin des Widerstands gegen die Nazi-Diktatur‘.“
Tatsächlich ist das Bild, das in der Öffentlichkeit von der Wiener
Architektin gezeichnet wird, wenig ausdifferenziert. Im Gegensatz dazu steht eine in den vergangenen Jahren zu beobachtende
intensive wissenschaftliche Beschäftigung mit Leben und Werk Schütte-Lihotzkys. An der Universität für angewandte Kunst Wien
(UaK) ist ihr Nachlass der am häufigsten beforschte Quellenbestand.
Aus diesen Gründen veranstaltet die UaK in
Kooperation mit der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg eine zweitägige, interdisziplinäre Konferenz. Kunsthistoriker/innen,
Architekt/innen, Pädagog/innen, Ethnolog/innen und Geschichtswissenschaftler/innen werden neue Forschungsfragen und -ansätze
sowohl zum architektonischen Œuvre als auch zum bislang wenig beachteten politischen Werdegang der langjährigen Kommunistin
präsentieren. Im Fokus stehen dabei unter anderem geschlechterhistorische Perspektiven, zudem sollen Schütte-Lihotzkys politische
und berufliche Netzwerke beleuchtet und ein Blick auf ihre transnationalen Erfahrungen geworfen werden, die das Jahrhundertleben
der im Januar 2000 verstorbenen Wienerin prägten. Nicht zuletzt soll die Rezeptionsgeschichte ihres bekanntesten Werks, der
„Frankfurter Küche“, nachgezeichnet werden.
KonzeptMarcel Bois, Forschungsstelle für Zeitgeschichte
in Hamburg
Bernadette Reinhold, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv
Anmeldunginfo@uni-ak.ac.atKontaktUniversität für angewandte
Kunst Wien
1010 Wien, Oskar-Kokoschka-Platz 2
+43-1-71133 2160
info@uni-ak.ac.atwww.dieangewandte.at www.facebook.com/dieangewandteProgrammDienstag, 9. Oktober 201810:00 – 10:30 Begrüßung
und EinführungGerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien
Bernadette Reinhold, Universität
für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv
Marcel Bois, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
Silvia
Herkt, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv
10:30 – 12:30 Geschlechterhistorische
PerspektivenSabine Forsthuber-Plakolm, Technische Universität Wien: Beruf: „Frau Architekt“. Zur Ausbildung
der ersten Architektinnen in Wien
Christine Zwingl, Margarete Schütte-Lihotzky Raum, Wien: „Planen und Bauen, Euch
Frauen geht es an“
Bernadette Reinhold, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv: Margarete Schütte-Lihotzky
– Auto/Biographische Konstruktionen
Moderation: Klara Löffler, Universität Wien
12:30 – 13:30 Mittagspause13:30 – 15:30 Stationen eines ArchitektinnenlebensSophie Debiasi Hochhäusl, University of Pennsylvania
(USA): Architektur und genossenschaftliche Arbeit. Margarete Schütte-Lihotzky in der Wiener Siedlerbewegung
Claudia Quiring,
Stadtmuseum Dresden: Neues Frankfurt – Netzwerk und Aufgaben
Monika Platzer, Architekturzentrum Wien: Vergessene Architekturdiskurse
zur „Demokratisierung“ Österreichs nach 1945
Moderation: Andreas Nierhaus, Wien Museum
15:30 – 16:00
Kaffeepause16:00 – 18:15 BegegnungenGünther Sandner, Universität Wien: Freundschaft
und Entfremdung: Margarete Schütte-Lihotzky und Otto Neurath
Antje Senarclens de Grancy, Technische Universität Graz:
Margarete Schütte-Lihotzky und Herbert Eichholzer – ein Beziehungsnetz und seine Bedeutungen
David Baum, Wien: Wilhelm
Schütte – im Schatten Lihotzkys?
Marcel Bois, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg: Der unbekannte Mann an
Schütte-Lihotzkys Seite: Hans Wetzler
Moderation: Bernadette Reinhold, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung
und Archiv
Mittwoch, 10. Oktober 20189:00 – 11:00 Transnationale ErfahrungenBurcu Dogramaci, Ludwig-Maximilians-Universität München: Intermezzo in Istanbul: Margarete Schütte-Lihotzkys Projekte im
türkischen Exil
Helen Chang, Pittsburgh (USA): China 1934 und 1956 — „In welch anderer Situation betrete ich dieses Land
wieder, als jene, in der ich es verließ.”
Carla Aßmann, Leibniz-Institut für raumbezogene Sozialforschung, Erkner/Berlin:
Konsequent modern? Margarete Schütte-Lihotzky als Beraterin der DDR-Bauakademie
Moderation: Karin Zogmayer, Wien
11:00 – 11:30 Kaffeepause11:30 – 13:30 Visionen des neuen Bauens für eine neue GesellschaftThomas Flierl, Berlin: Margarete Schütte-Lihotzkys sowjetische Erfahrung
Sebastian Engelmann, Universität Tübingen:
Margarete Schütte-Lihotzkys „Haus der Kinder“ - eine Verortung in Theorie und Geschichte der Pädagogik
Christoph Freyer,
Wien: Margarete Schütte-Lihotzky: Bauten für Kinder
Moderation: Anne Kurr, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
13:30 – 14:30 Mittagspause14:30 – 16:30 Die politische Margarete Schütte-LihotzkyElisabeth Boeckl-Klamper, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien: Widerstand und Verrat. Margarete
Schütte-Lihotzky in Gestapohaft
Karin Schneider, Wien: Grete Schütte-Lihotzky im Kontext der kommunistischen Frauenbewegung
nach 1945
Manfred Mugrauer, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien: Vom antifaschistischen Grundkonsens
zur antikommunistischen Hegemonie. Die Ausgrenzung der KPÖ im Zuge des beginnenden Kalten Krieges
Moderation: Marcel
Bois, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
16:30 – 17:00 Kaffeepause17:00 – 18:00 Rezeption der Frankfurter KücheMarie-Therese Deutsch, Frankfurt am Main: „Fassadismus“.
Rezeption der Frankfurter Küche und Kunstmarkt
Änne Söll, Ruhr-Universität Bochum: Die Frankfurter Küche als Museumsobjekt
Moderation: Sophie Debiasi Hochhäusl, University of Pennsylvania (USA)
18:00 – 18:30 TagungsresümeeAusstellungIm Rahmen der Tagung findet in der Universitätsgalerie der Angewandten im
Heiligenkreuzerhof eine Ausstellung zu Margarete Schütte-Lihotzky statt. Gezeigt werden Entwürfe, Pläne, Modelle, Fotos und
Archivalien aus ihrem Nachlass (Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien) sowie eine installative Fotodokumentation
der „Frankfurter Küche“ von Laura J. Gerlach, Frankfurt am Main.
Parallel zur Tagung ist bis 30. Oktober 2018 auch
die Ausstellung
WOHN-GESCHICHTEN Margarete Schütte-Lihotzky - Schwerpunkt Wohnbau in Wien im Margarete Schütte-Lihotzky-Raum,
Wien zu sehen.
Mehr Information:
http://www.schuette-lihotzky.at/