Fundamentalästhetik.

Gibt es eine Kunst des Seins?


Eine Veranstaltung der Abteilung Kunsttheorie / Prof. Draxler

Ästhetik hat traditionell mit den Erscheinungen und nicht mit dem Wesen der Dinge zu tun. Und doch taucht im Deutschen Idealismus eine Vorstellung ästhetischer Praxis auf, die – als Kunst verstanden – das Wesen der Dinge zu verkörpern beansprucht. Der Begriff einer Praxis ist hier auf eine „setzende Tat-Handlung“ bezogen, die den reflexiven Modus einer reinen Erfahrungs-Ästhetik zu überwinden und damit Positivität philosophisch zu begründen sucht.
Solch ein Idealismus ist heute keineswegs verschwunden. In den Fundamental-Ästhetiken von Moderne und Avantgarde zeigt er sich sogar auf untergründige Weise, nun allerdings vielfach bezogen auf eine spezifische Form der Negativität. Es handelt sich nicht mehr um die reine Negativität des Begriffs und der Reflexion, der die Positivität von Kunst als Praxis entgegengestellt werden könnte, sondern um eine Negativität der Kunst bzw. künstlerischen Form selbst im Gegensatz zur Konvention, zur Gesellschaft oder zur Macht verstanden. Gerade in dieser Negativität drücke sich nun die Wahrheit, das Sein oder das Reale aus. Doch auch eine solche Form der Negativität ist nicht alleine aus sich selbst heraus zu fassen oder zu halten; sie bedarf der intrinsischen Positivität jeder ästhetischen Setzung als Kunst. Die Kunst ließe sich demnach als jene symbolische Form verstehen, die uns eine Negativität positiv zu erfassen erlaubt und deren Positivität ihre inhärente Negativität nicht abzustoßen vermag. Diese besondere, dialektische Form zu adressieren – in den einander überlagernden Differenzen von Sein und Seiendem, Ontologie und Ästhetik, Kunst und Philosophie, Positivität und Negativität – soll als Voraussetzung jeder post-modernen, post-avantgardistischen oder post-realistischen Positionierung begriffen werden.

Tagung
29. 1. 2020, ab 15.00 Uhr
30. 1. 2020, ab 11.00 Uhr
Hörsaal 1

Programm:

Mittwoch, 29. 1. 2020

  • 15.30 Uhr
    Helmut Draxler, Einführung

  • 16.00 Uhr
    Marita Tatari, Kunst heute – Realität und Autonomie neu befragt

  • 17.15 Uhr
    Ryan Crawford, Aesthetic Theory and Artistic Practice in the Work of Theodor W. Adorno

  • 18.30 – 19.00 Uhr: Pause

  • 19.00 Uhr
    Christoph Menke, Faszination und Freiheit

Donnerstag, 30. 1. 2020

  • 11.00 Uhr
    Zeynep Türel, Notwendige Illusion – absoluter Schein. Zum ontologischen Status des Kunstwerkes
 
  • 12.15 Uhr
    Dirk Setton, Kunst ohne Souveränität: Ontologie und Ästhetik bei Agamben
 
  • 13.30 – 14.30 Uhr: Pause
 
  • 14.30 Uhr
    Alexi Kukuljevic, Art and Absense
 
  • 15.45 Uhr
    Antonia Birnbaum, Die Zeitigung von intellektueller Anschauung: Ästhetik oder Anti-Ästhetik?
Symposium