Im Mittelpunkt der Forschungsvorhaben und Lehrveranstaltungen der Abt. Kulturwissenschaften
steht eine gesellschaftliche Bestimmung von Kultur: Kultur ist die Arena vielstimmiger und widersprüchlicher gesellschaftlicher
Konflikte, Kultur ist Praxis der Menschen. Sie wird als Ausdruck bestimmter Lebensweisen und Verhaltensformen verstanden und
in ihrem jeweiligen sozialen, politischen und historischen Kontext betrachtet. Sie ist eine
besondere, aber nicht
von den anderen Sphären der Gesellschaft
gesonderte Form der Zeichengebung.
Für die Forschung und
Lehre an der Abteilung bedeutet diese Bestimmung des Kulturellen eine dezidiert interdisziplinäre Ausrichtung, Grundlage bildet
dabei eine diskurs- und ideologiekritische Semiotik. Wir kooperieren in unterschiedlichen Projekten mit anderen Abteilungen
unserer Universität. So konnten und können wir uns beispielsweise wesentlich in die Konzeption und Umsetzung der neuen Masterstudien
„Experimental Game Cultures“ und „Kunst- und Kulturwissenschaften“ einbringen.
Als Teil des Instituts für
Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung sind wir zudem seit vielen Jahren an der Weiterentwicklung der Lehramtsstudien
beteiligt (u.a. Schwerpunkt Digitale Grundbildung). Durch Vorträge und Workshops, Publikationen und Ausstellungen, Gesprächsformate
und Podcasts reagieren wir auf aktuelle kultur- und gesellschaftspolitische Fragen und wirken auf diese Weise kritisch auf
die kulturpolitische Diskussion ein. Die aktuellen Forschungsschwerpunkte der Abteilung, um die Lehre und konkrete Forschungsvorhaben
gruppiert werden, sind die Zusammenhänge von:
- Technik und Kunst
- Kultur und Spiel
- Empirie
und Raum
Die Schwerpunkte werden in konkreten Ausstellungs- und Publikationsformaten umgesetzt, an denen auch
Student:innen (inkl. BA-/MA-/Diplomarbeiten und Dissertationen) teilnehmen können und die in Forschungsprojekten in engem
Kontakt mit anderen Universitäten und Institutionen umgesetzt werden. Die Abteilung begreift die unmittelbare Nähe zur Praxis
in den künstlerischen Klassen der Angewandten und damit die Verschränkung von wissenschaftlichen, künstlerischen und handwerklich-technischen
Fächern als Möglichkeit, interdisziplinäre Forschung auch in Bereichen des Digitalen, d.h. in der kritischen Softwareentwicklung,
zu betreiben. Beispiele hierfür sind die mehrjährigen interuniversitären Forschungsprojekte „
Image+
Platform for Open Art Education“ und „
Portfolio & Showroom – Making Art
Research Accessible“, die sowohl für eine theoretische Reflexion digitaler Hegemonien und Ökonomien (z.B. Kritik der Wissenschaftsmetriken)
stehen als auch für die Konzeption und Umsetzung von alternativer, quelloffener und frei verfügbarer Software.
Fragen des Raumes – Ausdruck einer spezifischen Situiertheit von Wissens-/Kulturen, ob im Digitalen, im Urbanen oder in
Ausstellungen sowie Dynamiken des Ludischen: Als Teil des Forschungsverbundes „
Locus Ludi.
The Cultural Fabric of Play and Games in Classical Antiquity“ (Univ. Fribourg, ERC Advanced Grant) gehen wir aktuell der
Frage der Ausstellbarkeit von Spiel und dessen Artefakten im Digitalen nach. Der Stadt als Untersuchungsgegenstand widmen
wir uns im Lehrprojekt „
Stadträume – Erkundungen an Wiener
Plätzen“. Mit dem Thema Ausstellen berühren wir zudem Fragen der Narration, die in den vergangenen Jahren u.a. in Aspekten
der Geschichte und Gegenwart der Briefkultur („
Vier
Schwestern. Fernes Wien, fremde Welt“), den Erzählungen von Krieg in den Social Media („
Visual
Politics and Protest“), die Darstellbarkeit des unsichtbaren Mediums Wind („
Wenn
der Wind weht“) und der Bedeutung und Funktion des Selfpublishing im deutschen Sprachraum („
New
Concepts of Authorship in a Digital Media Society“) behandelt wurden.