Künstlerische Forschung


Weitere Informationen zu Projekten künstlerischer Forschung im Rahmen des PEEK-Programms des FWF finden Sie in der Projektübersicht:
Projekte künstlerischer Forschung


Das Museum der versäumten Technologien

Projektleiterin: Ebru Kurbak
Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung
Laufzeit: 01.09.2020 - 31.08.2024
Austrian Science Fund (FWF): V 795 Richter-Programm (inkl. Richter-PEEK)
https://base.uni-ak.ac.at/recherche/e:9YbKByWXig7REDTgQyFxZG
Dieses Projekt erforscht Textilien im Kontext von Kunst und Technologie. Ziel des Projekts ist es, Erwartungen in Frage zu stellen, die mit Begriffen wie "Medienkunst" und "Tech-Art" einhergehen, und die Stellung der Frauenarbeit im zeitgenössischen, technologieorientierten Kunstkontext zu untersuchen. 
 
Das Projekt geht davon aus, dass Erfindungen in der Geschichte von Wissenschaft und Technik nicht nur auf die intellektuelle Leistung der Erfinder zurück zu führen sind, sondern auch auf ihrer praktischen Kenntnisse und Fähigkeiten. In der westlichen Welt waren nicht nur Frauen, sondern auch Spezialwissen, das vorwiegend Frauen vorbehalten war, jahrhundertelang von den offiziellen Stätten der Wissenschafts- und Technologieforschung ausgeschlossen. Durch die Durchführung praktischer Experimente an den Schnittpunkten von Textilien und ausgewählten wissenschaftlichen Themen, öffnet das Projekt Raum für eine Spekulation über "versäumte Möglichkeiten", die in der Vergangenheit aufgrund der geschlechtsspezifischen sozialen und räumlichen Segregation des Wissens unvorstellbar gewesen wären. Mit dem Ziel ein spekulatives "Technologiemuseum" einzurichten, werden, über eine Studio-Recherche, kreative Informationen, Techniken und Technologien zusammengetragen, die denkbar gewesen wären – wozu Denkansätze in der Vergangenheit aber fehlten. Das Museum wird hier als ein Ort verstanden und erfahren, an dem durch das Sortieren von Objekten, Wissen und Praktiken Wahrheit produziert wird.
 
Das vierjährige, künstlerische Forschungsprojekt etabliert "das Labor als Methode". Das Studio des Projekts ist absichtlich auf eine ergebnisoffene und aufgeschlossene Untersuchung von Materialien ausgerichtet, die dem Wirken von Materialien und Materialprozessen Beachtung schenkt. Jedes Jahr wird ein neues Thema festgelegt, indem ein extra-disziplinäres Forschungsgebiet mit einer bestimmten Methode der Textilherstellung kombiniert wird. Das Labor wird entsprechend dem gewählten Themenpaar neu arrangiert und als Ort für die Erforschung der jeweiligen Materialien ausgestattet und eingerichtet. Die praxisbezogenen Experimente im Studio werden durch kunsttheoretische Forschung, vergleichende Studien verschiedener für das Projekt relevanter Geschichten, vergleichende Untersuchungen von Sammlungen ausgewählter Anthropologie- und Technikmuseen, sowie durch kreatives Schreiben und das Erfinden neuer Welten unterstützt. Es werden regelmäßig Forschungsaufenthalte in den international kooperierenden Institutionen durchgeführt, um die weitere Reflexion über das Projekt innerhalb eines interdisziplinären und internationalen Netzwerks von Schlüsselexperten anzuregen.