Ausgehend von diesen kompakten Kleinkoffern wirft die
Künstlerin Sophie Gogl (* 1992, Kitzbühel, Tirol) in ihrer Pop-up-Ausstellung Storno, der zweiten Position im Rahmen der Reihe
CREATIVE CLIMATE CARE, einen kritischen Blick auf das Thema Reisen in Zeiten von Corona und Klimawandel.
Handgepäckstücke
in der von Fluglinien genormten Größe dienen als Trägermaterial und Rahmen für eine Reihe neu produzierter Arbeiten, von kleinformatigen
Malereien über Objektassemblagen bis hin zu skulpturalen Inszenierungen. Bereits Anfang des Jahres entwickelte Sophie Gogl
eine Werkserie im Kontext des Klimawandels und der Überproduktion. In kleinen Glascontainern kombinierte sie naturnahe Materialien
wie Vogelnester oder Haar mit Objekten wie Plastikspielzeug oder Fotografien zu surreal anmutenden Skulpturen.
Für
die Ausstellung im MAK konzipiert sie eine Gesamtinstallation, die an ein lange verlassenes Flughafenterminal erinnert. In
diesem utopischen Setting inklusive fingiertem Metalldetektor und künstlichen Pflanzen finden sich die Koffer in unterschiedlichen
Ausführungen: geöffnet oder verschlossen, bemalt und mit personalisierten Plaketten versehen, bewachsen von künstlichem Moos
oder kleinformatigen Pilz-Skulpturen aus Ton.
Sie dienen als Rahmen für Porträts von Persönlichkeiten
aus der Popkultur und aus TVSerien, deren Haltung zu Klimawandel und Gesellschaft von der Künstlerin kritisch betrachtet wird.
Sie fungieren aber auch als Behältnis für Objektassemblagen und Skulpturen, die in einer Art „Mikroklima“ als Relikte und
Momentaufnahme unserer Konsumgesellschaft „konserviert“ werden.
Auch die Tatsache, dass sich die
Produktion von Reisegepäck von einer Handwerkskunst zu einer Billigproduktion, vielfach in Niedriglohnländern, gewandelt hat,
spielt für die Künstlerin eine Rolle. Weder das Reisen noch die Produktion der Gepäckstücke sind heute eine nachhaltige und
umweltbewusste Aktivität: Beides ist zum „Wegwerfprodukt“ und zum Faktor für die aktuelle Klimakrise geworden.
Mit
Storno intendiert Sophie Gogl eine Hommage an eine temporäre Ära des Stillstands und des „Anti-Spektakels“ (vgl. Guy Debord,
Die Gesellschaft des Spektakels, 1967), in der wir gezwungen sind, uns mit dem Gegenwärtigen zu beschäftigen. Die Ausstellungskulisse
versteht sie nicht nur als Reflexionsort über die Klimasituation im Kontext der CovidKrise, sondern auch als Täuschungsmanöver:
Sind wir wirklich am Flughafen? Und wenn ja, wozu, wo es doch für Wochen als Luxus galt, sich am eigenen Lebensstandort frei
bewegen zu können? Der Museumsbesuch wird zur Reise und zum neu gewonnenen Spektakel.
Sophie Gogl
schloss 2017 das Diplomstudium Bildende Kunst: Malerei und Animationsfilm an der Universität für angewandte Kunst Wien ab.
Sie wird von der Wiener Galerie Zeller van Almsick (
www.zellervanalmsick.com/sophiegogl)
vertreten.
Mit der Ausstellungskooperation CREATIVE CLIMATE CARE bieten das MAK und die Universität
für angewandte Kunst Wien fünf durch eine Jury ausgewählten AbsolventInnen der Angewandten die Möglichkeit, mit jeweils dreiwöchigen
Ausstellungen die MAK GALERIE zu bespielen. Die Reihe setzt sich mit dem Beitrag von Design, Architektur und Kunst zur Entwicklung
eines neuen Mindsets für aktive Klimapflege auseinander und ist
gleichzeitig der Startschuss für die künftige permanente
Bespielung der MAK GALERIE als CREATIVE CLIMATE CARE GALERIE.
CREATIVE CLIMATE CARE startete mit
Florian Semlitsch und zeigt nach Sophie Gogl Positionen von Chien-hua Huang, Martina Menegon und Antonia Rippel-Stefanska.
Öffnung
Dienstag,
14. Juli 2020, ab 18:00 Uhr
Ausstellungsort
MAK GALERIE
MAK,
Stubenring 5, 1010 Wien
Ausstellungsdauer
14. Juli – 23. August 2020
Weitere
Termine
Chien-hua Huang, 8. September – 4. Oktober 2020
Martina Menegon, 20. Oktober – 8. November
2020
Antonia Rippel-Stefanska, 17. November – 8. Dezember 2020
Öffnungszeiten
Di 10:00–21:00 Uhr, Mi–So 10:00–18:00 Uhr
Kuratorin Marlies Wirth, Kuratorin
Digitale Kultur, Kustodin MAK-Sammlung Design
Grafikdesign
Theresa Hattinger
MAK-Eintritt
€
14 / ermäßigt € 11 / Familienkarte € 15
Jeden Dienstag 18:00–21:00 Uhr: Eintritt € 6
Bis Ende Juli freier
Eintritt an Dienstagabenden
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 19