Die Ausstellung zum Preis der Kunsthalle Wien 2021, zu sehen ab Februar 2022 in der Kunsthalle
Wien Museumsquartier, wird erstmals in Form einer Gruppenpräsentation stattfinden.
Neben Werken der beiden
Gewinnerinnen des Hauptpreises – Diana Barbosa Gil von der Angewandten und Anna Spanlang von der Akademie –,
die einen Geldpreis in Höhe von je 3.000 Euro erhalten, werden auch die Arbeiten von Ana Gurashvili, Lukas Kaufmann und Chin
Tsao (alle Universität für angewandte Kunst Wien) sowie Cho Beom-Seok, Jojo Gronostay und Nora
Severios (alle Akademie der bildenden Künste Wien) zu sehen sein.
Das kuratorische
Team der Kunsthalle Wien hat sich entschieden, den Preis für eine größere Auswahl kreativer Positionen zu öffnen, um ein breiteres
Spektrum künstlerischer Stimmen der Absolvent*innen beider Kunsthochschulen vorzustellen. Das Grundprinzip des Preises bleibt
dabei erhalten: Er wird an zwei Hauptpreisträger*innen vergeben – dazu kommen die sechs weiteren Preisträger*innen. Ziel der
Neustrukturierung ist es nicht zuletzt, den Wert von Auszeichnungen, die an einzelne Künstler*innen vergeben werden, sowie
die Schwierigkeiten des Urteils über Kunst in einer Zeit ästhetischer und ethischer Umbrüche zu hinterfragen. Außerdem wird
den Preisträger*innen die Möglichkeit gegeben, ihre Gruppenausstellung und das begleitende Veranstaltungsprogramm gemeinsam
und mit Unterstützung von Anne Faucheret, Kuratorin der Kunsthalle Wien, zu gestalten.
Hauptpreisträgerin
der Universität für angewandte Kunst Wien:
Diana Barbosa Gil
Opulent und doch spielerisch, bestimmt
und doch nachdenklich, virtuos und doch sorgfältig ausgearbeitet: Diana Barbosa Gils Die beste Idee aller Zeiten überzeugte
die Jury mit Mut, Genauigkeit und Selbstironie. Die Künstlerin ordnete ihre vielgestaltigen Arbeiten in einer durchdachten
räumlichen Dramaturgie an und schuf so ein gesamtkunstwerkartiges Environment, das als persönliches Bezugssystem und intime
Landschaft fungierte. Auch die Themen ihrer Kunst – die Hinterfragung der Wanderung und Wandlung von Formen zwischen europäischer
und „tropischer“ Moderne im Verlauf von Kunstgeschichten und der Innovations- und Authentizitätsdruck im zeitgenössischen
Kunstbetrieb – weckten das Interesse der Jury.
Diana Barbosa Gil (geb. 1990 in Cali, Kolumbien,
lebt in Wien) studierte Transmediale Kunst bei Brigitte Kowanz sowie Skulptur und Raum bei Hans Schabus an
der Universität für angewandte Kunst Wien. Diplom 2021 bei Hans Schabus.
Weitere Preisträger*innen
der Universität für angewandte Wien: Ana Gurashvili, Lukas Kaufmann und Chin Tsao
Ani Gurashvili
Ani Gurashvilis Malerei faszinierte die Jury mit ihren Visionen einer Welt voller fantastischer nichtmenschlicher Protagonisten.
Ihre zugleich fremdartigen und vertrauten, verwirrenden und verführerischen, statischen und erzählenden Arbeiten verbinden
Anregungen aus Surrealismus, Science Fiction und feministischer Theorie mit einer ganz eigenen und geheimnisvollen Note.
Lukas
Maria Kaufmann
Lukas Maria Kaufmanns aquarellierte, bedruckte und gefaltete Papierserien wie auch seine früheren
Installationen verknüpfen Medienbildschirm und Landschaft, psychologische und räumliche Dimensionen, Stilwillen und freie
Improvisation. Seine Arbeiten bringen hochgradig symbolische Formen, Muster oder Techniken zum Einsatz, um verbreitete Rezeptionsweisen
zu hinterfragen und neue Formen der Interpretation und Projektion auszulösen.
Chin Tsao
Ein Hochglanzfetischismus
der Bilder und Oberflächen treibt Chin Tsaos Videoarbeiten und Keramiken an. Die Jury zeigte sich von der Kombination
von Horrorästhetik und spekulativer Erzählung im Dienst einer Sondierung von Techno-Politik, künstlichen Identitäten, Zeit
und Fiktionalität begeistert.
Die Jury der Universität für angewandte Kunst Wien:
Anne Faucheret,
Vít Havránek, Eva Maria Stadler, Lucas Posch, Cosima Rainer und WHW
Vorsitz: Eva Maria
Stadler
Organisation: Anja Seipenbusch-Hufschmied und Samo Zeichen
Anna Spanlangs
Videoessay CEREAL / Soy Claudia, soy Esther y soy Teresa. Soy Ingrid, soy Fabiola y soy Valeria überzeugte
die Jury mit seiner Verbindung von unbeschwerter Fröhlichkeit und Scharfsinn. Für die Miniserie aus elf Folgen bearbeitete
die Künstlerin gekonnt kurze Sequenzen aus dem Videoarchiv ihres Handys, um eigene Erfahrungen verdichtet zu dokumentieren
und die Veränderungen des gesellschaftlichen Lebens durch die Coronavirus-Pandemie zu veranschaulichen. Die kurzlebigen und
schnellen Videos zeigen freundschaftliches Miteinander, aber auch eine kritische, sinnliche und feministische Erkundung sozialer
Beziehungen und öffentlicher Räume und entwerfen so neue Formen künstlerischer Auseinandersetzung.
Anna Spanlang (geb.
1988 in Grieskirchen, lebt in Wien) studierte Video- & Videoinstallation bei Dorit Margreiter sowie Kunst und
Digitale Medien bei Constanze Ruhm an der Akademie der bildenden Künste Wien. Diplom Juni 2021 bei Dorit Margreiter.
Weitere Preisträger*innen der Akademie der bildenden Künste Wien: Cho Beom-Seok, Jojo Gronostay und Nora
Severios
Cho Beom-Seok
Mit Eine Begegnung hat Cho Beom-Seok einen gutgemachten
und einfühlsamen Schwarzweiß-Dokumentarfilm vorgelegt, der die Jury mit der hohen Qualität von Regie, Drehbuch und Kameraführung
beeindruckte. In der Arbeit geht es weniger darum, sich in die geheimnisvolle Hauptfigur Thea hineinzuversetzen, als um eine
Reflexion auf den filmischen Prozess, der die Paradigmen von Steuerung, Transparenz und Metamorphose auf die Probe stellt.
Jojo
Gronostay
Die Jury war sehr angetan von Jojo Gronostays durchdachten Installationen und fotografischen
Arbeiten, die einen Dialog zwischen informellen (ökonomischen) und formalen (ästhetischen) Aspekten eröffnen. Durch Schneiden,
Neurahmen, Wiederverwenden, Umordnen und Verschieben hinterfragt er das Zirkulieren von Gesten und Werten in der kommerziellen
Kunstwelt.
Nora Severios
Die Zerbrechlichkeit von Nora Severios’ geistreicher Kunst, die
einem Balanceakt gleicht, hat die Jury beeindruckt. Sie vertieft sich in alte beziehungsweise traditionelle naturnahe Techniken
und Rituale, um Beziehungen zwischen Menschen, Pflanzen und Tieren jenseits von Einseitigkeit und Ausbeutung zu erkunden und
neu zu erfinden.
Die Jury der Akademie der bildenden Künste Wien:
Veronika Dirnhofer, Anne Faucheret,
Johan F. Hartle, Vít Havránek, Iman Issa und WHW
Vorsitz: Johan F. Hartle
Organisation: Christine
Rogi