Leitung: o.
Univ.-Prof. Mag. Dr.phil. Gabriele Jutz
Die Abteilung Medientheorie fokussiert in
Forschung und Lehre auf unterschiedlichste Medien und nimmt dabei insbesondere deren Produktionsbedingungen und Wirkungen
in den Blick wie auch deren wahrnehmungsverändernde Eigenschaften und Potenziale. Im Zentrum steht eine grundlegende Auseinandersetzung
mit einer Vielzahl von Medientheorien, die im 20. Jahrhundert entstanden sind und gegenwärtig nach wie vor aktuell sind.
Medientheorie und Filmwissenschaft
Als junge Disziplin hat die Medientheorie bislang kaum einen verbindlichen
Konsens über ihre Inhalte und Grenzen ausgebildet. Gerade die Breite medienwissenschaftlicher Fragestellungen und die anhaltende
Dynamik der Medienentwicklung lässt jedoch eine klare Positionierung in Hinblick auf Lehre und Forschung unter den Bedingungen
einer Kunstuniversität notwendig erscheinen. Die Schwerpunkte des Lehrstuhls für Film- und Medientheorie (Univ.-Prof. Dr.
Gabriele Jutz) liegen sowohl auf prä-digitalen wie auch auf post-digitalen Aspekten einer künstlerischen Ingebrauchnahme von
Medien. Da die film studies das Modell für die Analyse audiovisueller Medien bereitstellen, kommt dem Film die Rolle eines
Leitmediums zu. Der Fokus liegt insbesondere auf seiner künstlerischen Variante – von den historischen Filmavantgarden über
das expanded cinema und die film performance bis hin zum experimentellen Animationsfilm und der aktuellen neo-analogen Filmavantgarde.
Zugleich wird auch den sound studies, einem weitgehend vernachlässigten Bereich der Film- und Medientheorie, Gewicht verliehen.
Film- und Medientheorie unter den Bedingungen des Post-Digitalen zu reflektieren, geht von der Einsicht aus, dass
digitale Technologien bereits in alle wesentlichen Lebensbereiche eingedrungen sind und ihr utopisches Potenzial längst verloren
haben. „Postdigitalität“ ist daher gleichbedeutend mit einer kritischen Reflexion der Dominanz des Digitalen in der gegenwärtigen
Medienkonstellation. Um sowohl historische wie auch aktuelle künstlerische Medienpraktiken zu verstehen, ist es notwendig,
innovative Ansätze einer erneuerten Medien- und Technikgeschichte zu forcieren, die dem gegenwärtigen „material turn“ in Verzahnung
mit medienarchäologischen, gesellschaftlichen, institutionellen, ökonomischen und sozialen Aspekten angemessen Rechnung tragen.
Medientheorie und Theorie der „Biomedien“
Standen bislang vor allem technische Medien im Fokus medientheoretischer
Erkundungen, so kommt gegenwärtig eine Vielzahl medientechnologischer Innovationen hinzu, die unter dem Ausdruck „Biomedien“
firmieren. Der Lehrstuhl für Medientheorie (Univ.-Prof. Dr. Ingeborg Reichle) widmet sich dem Zusammenspiel von Medientheorie
und aktuellen Theorien der Biomedien, wie auch dem relationalen Verhältnis von Gegenwartskunst und Naturproduktion in den
Technowissenschaften (Biotechnologie und Synthetische Biologie). Die technologische und mediale Rahmung des Biologischen durch
Verfahren der Biotechnologie führt zu einer Austauschbarkeit von Code und Materie und lässt das Biologische offen werden
für neue Designanwendungen, die als biologisch-technische Konstellationen von Medientechnologien auch in Kunst und Gesellschaft
Einzug halten. Die Untersuchung der damit einhergehenden Veränderungen gesellschaftlicher und kultureller Prozesse, wird in
Forschung und Lehre in einer interdisziplinären Perspektivierung zusammengeführt und zielt sowohl auf die Analyse aktueller
künstlerischer Positionen (Bioart, Transgenic Art) als auch auf gegenwärtige gesellschaftliche und ökonomische Prozesse. Künstlerische
Produktionsformen werden berücksichtigt und relevante Wissenschaftsdiskurse einbezogen, um ein kritisches Verständnis der
Rollen von Medien und Kunst im 21. Jahrhundert zu ermöglichen und zu entwickeln.