Projektleiter: Virgil Widrich
Institut für Bildende und Mediale
Kunst / Art & Science
Laufzeit: 01.03.2017 - 31.05.2019
Austrian Science Fund (FWF): AR 410 Programm zur Entwicklung
und Erschließung der Künste (PEEK)
https://base.uni-ak.ac.at/recherche/e:699BXZFskX3a4jSVmT3k6i
Wir sind in der Position eine völlig neue Software nutzen
zu können, die es uns erlaubt zu verstehen wie Wissen in Welt-Informationssysteme wie The Library of Congress oder Wikipedia
organisiert ist. Wir möchten eine interaktive Schnittstelle zu der »Topographie des Wissens« entwickeln, die anschaulich macht,
wie dominante Systeme Informationen strukturieren und wie sie durch ihre eigene Kategorisierung und Indexierung Bedeutungszusammenhänge
schaffen, die immer auch dem Zeitgeist, dem gerade vorherrschenden Erkenntnisstand und letztlich auch der gerade opportunen
Ideologie geschuldet sind. So sehr sie es auch behaupten - diese Systeme können per se nicht objektiv sein, da sie den Konflikten
und Vorurteilen der Vergangenheit nur die der Jetztzeit entgegen setzen können.
Die neue Sicht, die wir anbieten wollen ist auf seltsame Weise objektiver als jede aktuelle Forschung,
Interpretation oder Erzählung, die unsere Welt beschreiben will. Denn bei uns sind es die Objekte selbst - oder besser die
Vielzahl der Bedeutungs-Vektoren, die ihnen im Laufe der Zeit zugeschrieben wurden - die ihre spezifische Position innerhalb
einer »Topografie des Wissens« determinieren. Wir sollten die ständig wachsende und amorphe Qualität dieser Matrix annehmen
und akzeptieren, dass es keine endgültige Konfiguration geben wird. Wir müssen beginnen unsere Erwartungen in Bezug auf Begriffe
wie »Wirklichkeit«, »Wahrheit« und »Tatsache« zu hinterfragen. In unserem Verständnis ist es die utopische Qualität von »Big
Data« eine echte Demokratie der Objekte schaffen zu können und die menschliche Voreingenommenheit lediglich als eine historisch
bedingte Variable mit ein zu berechnen.
Von
diesem Grundgedanken ausgehend wollen wir untersuchen welche sinnvollen Möglichkeiten der künstlerischen Interaktion es mit
großen Datenmengen gibt. Wir schlagen vor, Daten in eine Art von »Materie« zu transformieren, die man berühren, umstrukturieren
und neu organisieren kann.
DATA LOAM
- das neue Material, das wir mit diesem Projekt einführen wollen - ist keine Fantasie. Es basiert auf der Substanz, die von
den Institutionen und der Industrie schon seit längerem verwendet und missbraucht wird. Wir wollen um nichts weniger, als
es jedem einzelnen zu ermöglichen eine wahre/fiktive/absurde Variation der Welt zu schaffen. Eine gottähnliche Position -
ein Labor der möglichen Realitäten - ein leistungsfähiges Werkzeug, das von denen verwendet werden soll, die der Wirklichkeit
sowieso immer mißtraut haben: den Philosophen und Künstlern.