Kunstuniversitäten vermitteln künstlerische Exzellenz und notwendige Schlüsselkompetenzen für die Entwicklung
der gesamten Gesellschaft in Zeiten dramatischer Umbrüche
Die
Rektorinnen und Rektoren der öffentlichen Kunstuniversitäten wenden sich gemeinsam an die Öffentlichkeit und an die Bundesregierung:
Österreich verfügt über eine weltweit herausragende Kulturlandschaft. Sowohl Kunstuniversitäten als auch die Kulturinstitutionen
Österreichs sind aufgrund ihrer einzigartigen Qualität und schöpferischen Leistung Weltspitze. Diese Topposition gilt es zu
halten und gerade im Zeitalter der digitalen Transformation couragiert auszubauen.
Wir
erleben Zeiten, die zunehmend von existenziellen globalen Fragen geprägt sind, verbunden mit Ungewissheit, Mehrdeutigkeit
weit über traditionelle Forschungsfelder hinweg und steigender digitaler Vereinzelung. Der dramatische Transformationsprozess,
in dem sich unsere Gesellschaft befindet, wird befeuert von einer noch nie dagewesenen technologischen Revolution (Digitalisierung,
Automatisierung, künstliche Intelligenz, Gentechnologie), und von den immer deutlicher sichtbaren Auswirkungen der Klimakrise.
Mit technologischen Ansätzen allein kann dieser Transformationsprozess, in deren Mittelpunkt die Transformation der Lebensbedingungen
für Menschen steht, nicht bewältigt werden. Dafür brauchen wir übergreifende Schlüsselkompetenzen, die das menschliche Zusammenleben
gesamthaft in den Blick nehmen:
Dazu gehören in besonderer Weise die Kompetenz, mit ungewissen
Situationen und Entwicklungen umzugehen und eine Zukunft (des ökologischen Gefüges, der Arbeitswelt etc.) zu antizipieren,
die in steigendem Maße unbestimmt ist.
Dazu gehört die Kompetenz, mit differenzierten und widersprüchlichen
sozialen Erfahrungshorizonten umzugehen, die eine komplexe Gesellschaft im Zeichen von Globalisierungsdynamiken zunehmend
prägen.
Und dazu gehört auch die Kompetenz, soziale Situationen, Medien der Kommunikation und gemeinschaftliche
Erfahrungen zu gestalten, die der Vereinzelung entgegenwirkt.
Bildung – insbesondere auch universitäre Bildung –
hat die Aufgabe, diese Kompetenzen zu vermitteln und junge Menschen dabei zu unterstützen, entsprechende Haltungen zu entwickeln.
Es geht darum, umfassende Perspektiven zu bieten, um den Blick auf die Menschen und die Gesellschaft in der sie leben, arbeiten
und soziale Wirkung entfalten, zu schärfen. Kreativität, soziale Kompetenz, Inklusion, Diversität etc. sind zentrale Inhalte
künstlerischer Bildung und von eminenter positiver Bedeutung für die Gesellschaft. Die Fähigkeit, Ungewissheit und Mehrdeutigkeit
nicht als Gefahr, sondern als Bedingung und Methode für die Gestaltung sozialer Umfelder zu sehen, sind zentrale Elemente,
mit denen Künstlerinnen und Künstler arbeiten, ebenso wie die Fähigkeit zur Entwicklung innovativer Formen menschlicher Kommunikation.
Kunst fördert in singulärer Weise den Zusammenhalt einer Gesellschaft, gerade auch in herausfordernden Zeiten von Pandemien
oder technologischen Revolutionen.
Kunst verbindet, bildet, therapiert, ermutigt und unterhält.
Sie ist essentieller Impulsgeber für Weiterentwicklung, sie gibt einer Nation ein Gesicht im globalen Wettbewerb. Kunst ist
für Österreich nicht nur systemrelevant, sondern gesellschaftlich und wirtschaftlich lebensnotwendig. Das Potential dieser
Kompetenzen gilt es verstärkt für alle gesellschaftlichen Arbeitsfelder nutzbar zu machen, weil sich alle Menschen mit den
neuen Herausforderungen in Gesellschaft und Wirtschaft konfrontiert sehen.
Die Kunstuniversitäten
sind Österreichs weltweit anerkannte Aushängeschilder für akademische Exzellenz, die künstlerische Kompetenz auf höchstem
Niveau vermitteln. Um diesen Status halten zu können und gleichzeitig neue und zeitgemäße Beiträge zur Sicherung und Entwicklung
unserer demokratischen Gesellschaft zu leisten bedarf es einer offensiven finanziellen Stärkung der Innovationskraft der Kunstuniversitäten.
Diese muss deutlich über die bloße wirtschaftliche Absicherung ihres bestehenden Betriebes hinausgehen.
Die
Kunstuniversitäten erwarten von der Bundesregierung eine ausgewogene Gesamtsicht auf ein zukunftsorientiertes Universitätssystem
in Österreich: Investitionen zur Bewältigung der Herausforderungen des digitalen Zeitalters erfordern auch die Stärkung der
Kunstuniversitäten. Eine singuläre Fokussierung auf Technologie wäre fatal für die Entwicklung unserer Gesellschaft.
Rektor
Gerald Bast, Universität für angewandte Kunst Wien / Rektorin Elisabeth Gutjahr, Universität Mozarteum Salzburg / Rektor Johan
F. Hartle, Akademie der bildenden Künste Wien / Rektorin Brigitte Hütter, Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung
Linz / Rektor Georg Schulz, Universität für Musik und darstellende Kunst Graz / Rektorin Ulrike Sych, mdw – Universität für
Musik und darstellende Kunst Wien
Rückfragen & Kontakt:
Universität
für angewandte Kunst Wien
Andrea Danmayr
Presse und Medienkommunikation
01 71133 2004