Peter
Weibel schenkt sein Archiv der Angewandten
Heute wurde der Grundstein für die Errichtung
des neuen Peter-Weibel-Forschungsinstituts für digitale Medienkulturen an der Universität für angewandte Kunst Wien gelegt:
Künstler und Universitätsprofessor Peter Weibel unterzeichnete die Dokumente, welche die Schenkung seines Archivs an die Angewandte
beinhaltet.
Auf Grundlage dessen wird nun das neue Forschungsinstitut eingerichtet.
„Mit
der Digitalität tritt eine neue Kulturtechnik auf, welche uns eine unvorhersehbare Zukunft eröffnet, denn mit dem digitalen
Code können Worte, Bilder und Töne und sogar Dinge in Daten verwandelt werden. Während Worte und Bilder nicht direkt in Dinge
rückverwandelt werden konnten, ist der Prozess zwischen Dingen, Texten, Tönen, Bildern und Daten zum ersten Mal in der Kulturgeschichte
der Menschheit reversibel. Daten können in Töne, Texte und Bilder rückverwandelt werden und mit dem 3D-Druck können Daten
sogar in Dinge überführt werden. Bisher waren alle Notationssysteme der Kultur, von der Schrift bis zur Musik, mehrheitlich
zweidimensional. Mit Computersimulationen und 3D-Verfahren eröffnen wir den Horizont für 3D-Notationssysteme“, erläuterte
Weibel und legt seine Motive für die Schenkung an die Angewandte offen: „Der Erforschung dieser neuen Kulturtechniken wird
sich das neu gegründete Institut widmen. Es kann dabei auf die großartigen historischen Leistungen der Universität für Angewandte
Kunst Wien seit ihrer Gründung vor 150 Jahren zurückgreifen und sich ebenso auf die neue transmediale und transkulturelle
Forschungsausrichtung stützen. Die Bereitschaft des Ministeriums, dieses Forschungsinstitut gemeinsam mit der Universität
zu gründen, ist ein Zeichen dafür, dass die Wichtigkeit des digitalen Wandels für Wirtschaft und Kultur erkannt wird.“
„Peter Weibel ist einer der großen Pioniere und Vordenker der europäischen Medienkunst. Es freut mich daher ganz besonders,
dass mit der großzügigen Schenkung seines Archivs den Lehrenden und Studierenden neue geistige Nahrung zur künstlerischen
Entfaltung gegeben wird. Seine Werke legen aber auch gleichzeitig den Grundstein für das neue Peter-Weibel-Forschungsinstitut
für digitale Medienkulturen. Damit können wir künftig die Etablierung und Forschung zu Medienkunst und Digitalisierung verstärkt
vorantreiben und weltweite Kooperationen mit Universitäten, Forschungsinstitutionen und Museen forcieren. Gerade der digitale
Wandel erfordert es, dass wir verstärkt disziplinenübergreifend arbeiten.“, so Wissenschaftsminister Harald Mahrer. In das
neue Forschungsinstitut investiert das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft für die Jahre 2017 und
2018 einen Gesamtbetrag von 480.000 Euro. Anschließend erfolgt eine entsprechende Berücksichtigung in der kommenden Leistungsvereinbarung.
Dass das neue Institut die Ausweitung des künstlerischen Medienbegriffes durch die Implementierung neuester
Technologien (Artificial Intelligence, Genetic Engineering, Synthetic Biology etc.) in den künstlerischen Prozess und die
Analyse der gesellschaftlichen Wirkungspotenziale dieser neuen Kunstformen unterstützen soll, legt Uni-Rektor Bast dar. „Die
Angewandte wird das Peter-Weibel-Forschungsinstitut für digitale Medienkulturen betreiben, eine künstlerische Leitung und
unterstützendes Personal einsetzen und angestellte Doktorand_innen werden sich der wissenschaftlichen und der künstlerischen
Forschung widmen.“ Es wird in der Hinteren Zollamtsstrasse 17, 1030 Wien angesiedelt, wo auch das Institut für Digitale Medienkunst
unter der Leitung von Ruth Schnell ab Frühling 2018 und die neue Abteilung für Cross-Disciplinary Strategies unter der Leitung
von Ingeborg Reichle ab sofort beheimatet sind.
Das Weibel-Archiv besteht aus rund 1170 Exponaten und einer umfangreichen
Bibliothek. Unter den Exponaten befinden sich Fotografien, Textcollagen, Videos, DVDs, CDs, Installationen, Video- und Computerinstallationen,
Bildschirme, Aufkleber, Gedichte, Digitale Prints, Fahnen, Ausdrucke, Proofs, Plakate, Einzelteile, Zeitungsausschnitte, Postkarten,
Druckgrafiken, Projektionen, iPads, Filmdosen, Leinwände, Papier-Karton-Arbeiten, Zeichnungen, Textsteine, Skulpturen, Offset-Prints,
Polaroids, Texte, Tonbändern, Siebdrucke, Objekte und 3D-Drucke. Sämtliche Schenkungsgegenstände werden in das Forschungsinstitut
eingebracht, ausgenommen jener geschenkter Kunstwerke, welche in die Kunstsammlung der Angewandten aufgenommen werden. Die
Schenkung umfasst auch die Verwertungs- und Werknutzungsrechte der geschenkten Objekte.
Peter Weibel ist einer
der weltweit bekanntesten und profiliertesten Medienkünstler und Medientheoretiker, Gründer des ersten europäischen Medienkunst-Studiums
an der Universität für angewandte Kunst Wien, emeritierter Universitätsprofessor der Angewandten und Direktor des Zentrum
für Kunst und Medientechnologie im deutschen Karlsruhe (ZKM). Seit den 1960er Jahren pflegt der 1944 geborene Weibel ein umfangreiches
Archiv, bestehend aus eigenen künstlerischen Arbeiten, Skizzen und schriftlichen Konzepten für künstlerische Arbeiten, theoretischen
Texten und Büchern zum Thema Medienkunst und Medientheorie. Weibel war von 1981 bis 1986 als Gastprofessor, ab 1986 als ordentlicher
Professor für Digitale Kunst und für Medientheorie an der Angewandten tätig; er emeritierte 2012.
Fotos zum Download:
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