Ausstellung
Pride and Prejudice. Art & Craft – A Love Story eröffnet heute, Mittwoch, 31.5.2023
Universitätsgalerie
zeigt Werke „bildender“ wie „angewandter“ Kunst mit Fokus auf handwerkliche Techniken
31.05.2023
Die Universitätsgalerie der Angewandten
lädt heute, Mittwoch, 31. 5. 2023, um 19 Uhr zur Eröffnung der Ausstellung Pride and Prejudice. Art & Craft – A Love
Story. Die von Ulrike Johannsen und Sascha Zaitseva, Leiterin des Keramikstudios der Angewandten, kuratierte Ausstellung
legt ihr Augenmerk auf die handwerklichen Techniken künstlerischen Schaffens und thematisiert die Hierarchisierung von bildender
und angewandter Kunst (in der Vergangenheit). Am 14. Juni 2023 folgt eine Tagung zu eben dieser Diskussion bzw. Fragestellung.
Ausstellung Pride and Prejudice. Art & Craft – A Love Story: Vorurteile, Missverständnisse,
Klassenverhältnisse und Standesdünkel, und nicht zuletzt auch die alles überwindende Liebe, das ist der Stoff, aus dem Jane
Austens wohl berühmtester Roman Pride and Prejudice gewebt ist. Die Irrungen und Wirrungen in Austens Romanen nehmen
von den Bedingungen ökonomischer und genderspezifischer Gesellschaftsordnungen des 18. Jahrhunderts ihren Ausgang und entwickeln
aus diesen die Handlungsstränge der Erzählung. Die Analogien von Austens Romanen zu den oft unausgesprochenen Konventionen
und Urteilen, die sich im Selbstverständnis und Zusammenspiel von freier und angewandter Kunst zeigen, sind zahlreich. Die
in der Renaissance entwickelte Auffassung, dass die freie Kunst aufgrund ihrer Verankerung im geistigen Raum der Idee, dem
Disegno, eine höhere Stellung für sich reklamiert als das Handwerk, wirkt bis heute nach. Die Überschreitung dieser über Jahrhunderte
tradierten Trennungen, das Gattungsübergreifende, produziert jedoch überaus inspirierende und avancierte Werke im Feld der
Kunst. Auffällig in diesem Zusammenhang ist allerdings, daß angewandte Künstler:innen, die sich mit genreübergreifenden Arbeiten
profilieren, außerhalb ihrer Sphäre dennoch kaum Beachtung finden. Handwerkliche Gattungen wurden lange Zeit allein wegen
ihres Körperbezugs oder wegen einer bestimmten Materialität stigmatisiert und abgewertet; arbeitete jemand mit Keramik oder
Textil war das Urteil häufig schon gefällt. Diese Art der Einteilung ist heute obsolet.
Poetische Erzählung
stellt Werke bildender Kunst gleichberechtigt zu Werken angewandter Kunst: Die Ausstellung Pride and Prejudice im
Heiligenkreuzerhof ist als poetische Erzählung konzipiert, die Werke der bildenden Kunst gleichberechtigt neben jene der angewandten
Künste stellt, um die Zwischenräume der Disziplinen auszuloten. Der Fokus liegt dabei auf Techniken des Kunsthandwerks: Goldschmiedekunst,
Gürtlerei, Keramik, Glasbläserei, Weberei, Tapisserie, Sticken, Drechslerei, Scherenschnitt, Stukkateurskunst und Dekorationsmalerei.
Versammelt werden zahlreiche Grenzgänger:innen, die an den Schnittstellen zwischen den Disziplinen agieren, indem sie vorbehaltlos
Materialitäten erforschen, Techniken ausreizen, über deren Zuschreibungen reflektieren oder über Ornament und Dekor nachdenken.
Die Ausstellung will nicht nur konzeptuell und handwerklich Außergewöhnliches zeigen, sondern auch gezielt Verwirrung stiften,
um unsere gegenwärtigen Begriffe zu überprüfen und zu schärfen. So kann man Werke der sogenannten angewandten Kunst als Werke
der sogenannten freien Kunst lesen und umgekehrt: Wellpappe entpuppt sich als Edelmetall, Bonbonschachteln als konzeptuelles
Werk, vermeintlicher Nippes als hohe Kunst, abstrakte Muster als fotorealistische Darstellung und Malerei als ein Werk der
Kreuzstichkunst. Kunst und Handwerk, freie und angewandte Kunst – diese Jahrhunderte alte Liebesgeschichte kann sich nun in
dem wunderbaren Gehäuse der barocken Raume des Refektoriums des Heiligenkreuzerhofes vor unserem geschärften Blick – ohne
Stolz und Vorurteil – in ihrer ganzen Pracht entfalten und neugierig machen darauf, wie es in Zukunft mit den Protagonist:innen
dieser Lovestory weitergeht.
Mit Werken von Hildegard Absalon, Paweł Althamer, Hans Christian Andersen, Carl
Auböck, Nicoleta Auersperg, Nairy Baghramian, Maja Behrmann, David Bielander, Maria Biljan-Bilger, Monica Bonvicini, Natascha
Borowsky, Ernst Gamperl, Theaster Gates, Birke Gorm, Erwin Hauer, Doris Theres Hofer, Isolde Maria Joham, Terese Kasalicky,
Elisabeth Khilstrom, Stefan Lux, Lucy McKenzie, Isa Melsheimer, Barbara Michl-Karácsonyi, Shinji Nakaba, Heti Prack, Lucie
Rie, Gerd Rothmann, Peter Sandbichler, Ingeborg Strobl, Rosemarie Trockel, Gerold Tusch, Petra Zimmermann.
Kuratorisches
Team: Ulrike Johannsen & Sascha Zaitseva.
Zeit: Eröffnung der Ausstellung heute, Mittwoch, 31. Mai
2023 um 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 1. 6. 2023 bis 29. 7. 2023. Mi – Sa, 14 – 18 Uhr. Eintritt frei.
Ort:
Universitätsgalerie der Angewandten im Heiligenkreuzerhof, 1., Schönlaterngasse 5
Tagung zur Ausstellung:
Mittwoch, 14. 6. 2023, 14 – 19 Uhr: Die Tagung wird die spezifischen Fragestellungen der Ausstellung von unterschiedlichen
Standpunkten aus theoretisch beleuchten. Thematisiert wird die Geschichte der Trennung der Genres der freien und der angewandten
Kunst sowie die Entwicklung bestimmter angewandter Medien bis heute. Ebenfalls wird die Wertigkeit von handwerklicher Arbeit
hinterfragt sowie die Rolle des MAK und der Kunstgewerbeschule Wien in dieser Entwicklung.