Neue Ausstellung im Angewandte Interdisciplinary
Lab geht der Verwendung von Textilien in der Medizin und in der Kunst nach
Das Angewandte Interdisciplinary
Lab (AIL) lädt zu einer neuen außergewöhnlichen Ausstellung ein: Threads of Life – Textiles in Medicine and the Arts.
Ein breit aufgestelltes, transdisziplinäres Team aus Kurator:innen von der Universität für angewandte Kunst Wien, Universität
Wien, Medizinische Universität Wien und Ludwig Boltzmann Institute for Digital History vertiefte sich in die Beziehungen zwischen
Textilien in der Medizin und in den Künsten und förderte erstaunliche Beziehungen zu Tage.
Obwohl
Textilien in der Medizin seit jeher unverzichtbar sind, wurde ihre Rolle in diesem Kontext bislang nur unzureichend erforscht.
Vom chirurgischen Faden über Wundauflagen, Tücher, Binden und Schutzkleidung bis hin zum Krankenhausbett sind sie aus der
Heilpraxis nicht wegzudenken. Die Beziehung zwischen den Textilien in der Kunst, der Medizin und dem Wohlbefinden ist jedoch
noch viel weitreichender. Sie umfasst unter anderem die Anwendung von Techniken wie Stricken, Häkeln, Weben oder Flechten
bei der Entwicklung von Transplantaten oder chirurgischen Netzen. Der Einsatz von Textilien ist allerdings auch ambivalent.
In psychiatrischen Einrichtungen fanden sie zur Ruhigstellung der Patient:innen Verwendung, doch nutzten diese die Textilien
auch zur Gestaltung ihrer Umgebung oder kreierten daraus Körperhüllen als Überlebensstrategie. Textilien können auch gesundheitsschädigend
wirken: Abgesehen vom Zufügen schädlicher Substanzen, werden sie in der Mode seit Jahrhunderten verwendet, um den Körper nach
Schönheitsidealen zu (ver-)formen und zu disziplinieren. Die visuelle Kunst und die künstlerische Forschung reflektieren diese
diffizilen Beziehungen in vielfältiger Weise. Künstler:innen verwenden Textilien, um die Verletzlichkeit des menschlichen
Körpers, seinen fortschreitenden Verfall und den drohenden Tod zu verdeutlichen, aber auch um zu zeigen, wie komplex zwischenmenschliche
Beziehungen sind. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die (Selbst-)Pflege, das Verständnis der menschlichen Anatomie, die Wahrnehmung
der eigenen Körperlichkeit und auf die Art und Weise, wie Textilien zu existenziellen Verkörperungen werden können. Über die
metaphorischen Threads of Life hinaus verbindet das Vernähen das Handwerk der Chirurgie mit dem der Schneiderei.
Die Ausstellung entfaltet vielfältige Beziehungen zwischen Textilien, Medizin und Kunst. Sie bringt historische Objekte und
zeitgenössische künstlerische Positionen in einen Dialog, der produktive Spannungen erzeugt.
Künstler:innen:
Sonja Bäumel, Pascale Maxime Ballieul, Camille Borchert, Ida Flora Frantal, Raja Goltz, Barbara Graf, Ruth Anderwald + Leonhard
Grond, Elizabeth McGlynn, Ute Neuber, Katharina Sabernig, Hannah Schwab, Yuliia Strykovska, Leo Ruben Enosch Zellweger
Kuratorisches
Team: Monika Ankele (Medizinische Universität Wien), Barbara Graf (Universität für angewandte Kunst Wien), Katrin Pilz (Ludwig
Boltzmann Institute for Digital History, Vienna), Monika Pietrzak-Franger (Universität Wien), Barbara Putz-Plecko (Universität
für angewandte Kunst Wien), Katharina Sabernig (Universität für angewandte Kunst Wien), Georg Vasold (Universität Wien).
Das
kuratorische Team ist Teil der transdisziplinären Arbeitsgruppe History of Medicine and Medical/Health Humanities
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
Die Schau wird von der interdisziplinären
Konferenz Threads of Life – Textiles in Medicine
and the Arts begleitet, die am 20. Juni 2023
ab 10 Uhr stattfindet.
Die Ausstellung ist bis 14. Juli 2023 im Angewandte Interdisciplinary Lab
(AIL) im Haus für Kunst und Wissenschaft, Otto-Wagner-Postsparkasse, Georg-Coch-Platz 2, 1010 Wien zu sehen.
Öffnungszeiten:
Mo, Di, Mi, Fr 13 bis 18 Uhr, Do 13 bis 20 Uhr. Eintritt frei.