Transfashional startete 2016 mit einem Workshop an der Schnittstelle zwischen
Mode und Kunst, an dem Hussein Chalayan (Modedesigner, Die Angewandte), die Kuratorinnen José Teunissen (Arnhem Fashion Biennial
und London College of Fashion) und Susanne Neuburger (MUMOK − Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien), Barbara Putz-Plecko
und Beatrice Jaschke (beide Die Angewandte) beteiligt waren.
Transfashional ermutigt und präsentiert kollaborative
und experimentelle Projekte mit transdisziplinärem Fokus. Die Grenzen zwischen verschiedenen Disziplinen und Kunstsparten
werden transparent.
Mit dem Nachdenken über die Welt, in der sie leben, thematisiert diese junge Generation von
Künstler/innen und Designer/innen auch die Notwendigkeit Produktionsprozesse und soziale Beziehungsgefüge einer Revision zu
unterziehen. Sie wendet sich von der Modeindustrie mit ihrem akzelerierten Produktionsrhythmus ab. Ihr Bestreben nach Alternativen
ermutigt und inspiriert neue Produktionen – mehr von Ideen denn von Gütern. Über Tragbarkeit und Funktionalität hinausgehend
sind die Arbeiten kritisch, engagiert und konzeptionell, Symbole und Symptome des Zeitgeistes.
Die Künstlerin
Lara
Torres ersucht in ihrem Video
Unmaking die Besucher/innen innezuhalten und darüber nachzudenken, wie wir
in Zukunft Mode herstellen. Ihre visuelle Erzählung besteht aus performativen Gesten wie „Ent-Weben“ („Un-Weaving“), „Ent-Nähen“
(„Un-Sewing“) und Abreißen, um die symbolische Bedeutung des Fadens, des Fragments und all dessen, was als materielle Spur
menschlicher Existenz verbleibt, bewusst zu machen. Ähnlich evoziert
Anna-Sophie Bergers Arbeit
She Vanished
1 Abwesenheit, Verlust und den generellen Zustand des Wegziehens, während
Ana Rajčević mögliche Neuanfänge
prüft. Ihre tragbaren Skulpturen in Form von langen Hörnern evozieren urtümliche wie futuristische Dimensionen.
Kate
Langrish-Smith hinterfragt Tragbarkeit und Funktionalität noch weitergehend. Ihre an den menschlichen Körper gebundenen
Skulpturen fungieren als rätselhafte, performative Behelfsmittel. Zunächst in einer Körperhaltung verharrend, reagieren sie
auf choreografierte Interaktionsangebote der Besucher/innen. In
Manora Auerspergs Arbeit wird die Ausstellung
selbst zum Objekt künstlerischer Analyse und Reflektion. Sie zeichnet deren räumlichen Kontext in situ durch Transformation
einer textilen Oberfläche. Durch das Herausziehen von Fäden löst sich die gegebene Struktur des ursprünglichen Gewebes auf
und die gezeichnete Spur des Kontexts materialisiert sich in einem anderen textilen Medium. Für die Ausstellung in Wien transformiert
sie die Arbeit auf einen weiteren Level. Eine von
Konrad Stutz gebaute Kamera scannt/liest die textile Oberfläche
und transformiert sie somit in eine anderen Text/eine Textur.
Einige Arbeiten thematisieren das Potenzial von Materialien:
Für ihre
Excuse My Dust Serie entwickelte
Christina Dörfler-Raab einen destruktiven
Oberflächenbearbeitungsprozess unter der Verwendung von Haushaltsprodukten wie Mehl und Chlorbleiche auf Second-Hand-Textilien.
Kontextualisiert wird die alltägliche Grundwasserverschmutzung von Färbe-und Bleichtechniken durch die Textilindustrie. Um
neue Perspektiven auf die Phasen des Dekonstruktionsprozesses zu werfen, wurden in Kooperation mit der Performerin und Künstlerin
Jasmin Schaitl performative Experimente entwickelt. Diese Weiterentwicklung der
Excuse-My-Dust-Serie wird in einer
-Live Performance präsentiert.
Afra Kirchdorfer hat ein modulares Bekleidungssystem kreiert, das aus Bändern
und geometrisch ausgeschnittenen Stoffteilen, die endlos miteinander um den Körper herum drapiert werden können, besteht –
eine spielerische Aktion von Kombinations- und Rekombinationsprozessen, Design und Re-Design und zugleich ein Überdenken der
eigentlichen Bedeutung des Begriffs ready-to-wear.
Der Grafikdesigner
Maximilian Mauracher entwickelte
das Projekt NOUS002, ein Nachfolgemodell seiner interaktiven Installation im Transfashional Lab London. Diese künstliche Intelligenz,
eine automatische Kombination verschiedenartiger digitaler Tools für Bildanalyse und -manipulation, erzeugt einen fast endlosen
Fluss computergenerierter Bilder. Die Installation zeigt eine kleine Auswahl von Experimenten mit Mustern und Silhouetten,
ihr Zukunftspotenzial visualisierend.
Janusz Noniewicz, Dominika Wirkowska und
Robert
Pludra präsentieren mit einer Gruppe Studierender der Abteilungen Mode und Produktdesign der Akademie
der Bildenden Künste Warschau eine von Robert Musils Roman
„Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ inspirierte komplexe
Videoanimation und interaktive Installationen. In ihrer Arbeit geht es um das Passivsein und Aktivwerden sowohl in der Position
der Bürgerin/des Bürgers als auch als kreative Person in ihrer Beziehung zur sozialen, politischen und kulturellen Lebenswelt.
Die Modedesignerin
Anna Schwarz und die Fotografien
Lisa Edi erforschen gemeinsam die dialektische
Beziehung zwischen dem „Auge“ der Kamera und dem sie fokussierenden Objekt.
Transfashional ist eine Veranstaltung
der Universität für angewandte Kunst Wien in Zusammenarbeit mit der Akademie der Bildenden Künste Warschau, dem London College
of Fashion, dem Österreichischen Kulturforum Warschau, dem Österreichischen Kulturforum London und mit Unterstützung des Österreichischen
Bundesministeriums für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien.
Kuratiert von
Dobrila Denegri Künstler/innen und Designer/innen:Manora Auersperg, Anna-Sophie Berger, Christina Dörfler-Raab
& Jasmin Schaitl, Lisa Edi, Afra Kirchdorfer, Kate Langrish-Smith, Maximilian Mauracher, Ana Rajčević, Anna Schwarz, Lara
Torres, Dominika Wirkowska & Daria Wierzbicka & Julia Sulikowska & Radek Smędzik & Margarita Slepakova &
Clemens Fiechter & Robert Pludra & Maria Olszewska & Janusz Noniewicz & Wojciech Małolepszy & Emil Litwiniec
& Brunon Kowalski & Jan Kardas & Natalia Gil
Ort: MuseumsQuartier Wien, frei_raum Q21 exhibition
space, 7., Museumsplatz 1Zeit: Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 7. Dezember 2017, 18 UhrAusstellungsdauer:
8. – 20. Dezember 2017 / Öffnungszeiten: Mo–So 13–20 Uhr Follow:
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