Der Künstler, Denker, Forscher und Lehrer
war seiner Zeit immer etwas voraus
„Mit Bestürzung
und Trauer müssen wir Kenntnis geben und zur Kenntnis nehmen, dass unser Freund, unser Lehrer, der Künstler, Denker und Forschende
Peter Weibel gestern abend viel zu früh und überraschend verstorben ist“, erklärt der Rektor der Universität für angewandte
Kunst Wien, Gerald Bast. Durch den Tod von Peter Weibel verliert die Universität für angewandte Kunst Wien einen der bedeutendsten
Denker, Forscher und Lehrer ihrer Geschichte. Er lehrte und forschte von 1976 bis 2012 als ordentlicher Professor an der Angewandten,
wo er Europas erstes Studium für Medienkunst etablierte und blieb auch nach seiner Emeritierung 2012 als emeritierter Professor
an der Angewandten tätig. Als Künstler und Theoretiker prägte und förderte er Generationen von Studierenden und Künstler:innen.
Weibels Einfluss reichte weit über die Angewandte hinaus. „Peter war seiner Zeit immer etwas voraus und gab viele grundlegende
künstlerische und wissenschaftliche Impulse“, so Bast.
Peter Weibels besonderes Interesse galt
der Idee einer synergetischen Verbindung von Wissenschaft und Kunst, ein künstlerisch-wissenschaftliches Multiversum, das
er in seiner letzten Ausstellung Renaissance 3.0. Ein Basislager für neue Allianzen von Kunst und Wissenschaft im 21.
Jahrhundert., die er für das Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe vorbereitete, noch einmal ausbreiten wollte und auf
deren Eröffnung am 25.3.2023 er sich sehr freute.
Die Angewandte wird Peter Weibel stets in dankbarer
Erinnerung halten und seine Ideen werden – nicht zuletzt im Rahmen des Peter-Weibel-Forschungsinstituts für digitale Kulturen
an der Angewandten, das er seit 2017 leitete, noch vielen Menschen Anregung und Ansporn für ihre wissenschaftlich-künstlerische
Arbeit sein. Das Institut wurde 2017 gegründet, als Peter Weibel sein Archiv der Angewandten schenkte, auf dessen Basis das
Forschungsinstitut eingerichtet wurde.
Im Jahr 2014 erhielt Peter Weibel den Oskar-Kokoschka-Preis
für sein künstlerisches Gesamtwerk, das über die Performance, die Konzeptkunst, den Experimentalfilm bis zur Medienkunst und
interaktiven Installationen reicht.
Peter Weibel, 1944 in Odessa/Ukraine geboren, studierte
ab 1964 in Wien Medizin und wechselte schließlich zur Mathematik mit Schwerpunkt Logik. In seinen performativen Aktionen untersuchte
er nicht nur die "Medien" Sprache und Körper, sondern auch Film, Video, Tonband und interaktive elektronische Umgebungen.
Neben Aktionen mit Vertreter:innen der Wiener Gruppe und des Wiener Aktionismus - dem er den Namen gab - arbeitete er ab 1966
mit Valie Export, Ernst Schmidt jr. und Hans Scheugl an einem "erweiterten Kino", das die ideologischen und technischen Bedingungen
filmischer Darstellung dekonstruiert. 1978 wendet sich Weibel der Musik zu. Er gründet zusammen mit Loys Egg die Band Hotel
Morphila Orchester. Anfang der 1990er Jahre realisiert er erste interaktive computerbasierte Installationen, mit denen er
wiederum das Verhältnis von Medien und Wirklichkeitskonstruktion thematisiert. In den letzten Jahren beschäftigt er sich in
seinen Arbeiten verstärkt mit politischen und wirtschaftspolitischen Themen, jedoch immer mit allergrößter Leidenschaft der
Verbindung von Wissenschaft und Kunst.