Zwei
Nachbesetzungen und zwei Neubesetzungen sorgen für frischen Wind und für Vertiefung des interdisziplinären Profils der Angewandten
Die
Universität für angewandte Kunst Wien startet mit vier neuen Professorinnen ins neue Studienjahr und freut sich sehr, diese
erfrischenden und gleichzeitig renommierten Künstlerinnen, Designerinnen und Theoretikerinnen für die Angewandte gewonnen
zu haben. Ab Oktober wird Grace Wales Bonner die Abteilung Modedesign leiten und Monika Rinck als Professorin am Institut
für Sprachkunst lehren. Nanna Heidenreich wird die neu eingerichtete Professur „Transkulturelle Studien“ übernehmen sowie
Bouchra Khalili die ebenfalls neue Professur „Artistic Strategies“. “Grace Wales Bonner, Nanna Heidenreich, Bouchra Khalili
und Monika Rinck sind höchst spannende und anerkannte Expertinnen auf ihrem Gebiet, verknüpfen verschiedene Disziplinen und
überschreiten jeweils die Grenzen des Denkens und Handelns. Unsere neuen Professorinnen begleiten und unterstützen die Angewandt
auf ihrem Weg, den wichtigsten Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft mit wissenschaftlichen und künstlerischen Strategien
und in einem offenem Diskurs zu begegnen“, freut sich Rektor Gerald Bast über die neue personelle Verstärkung an der Universität.
Die vier Professorinnen in alphabetischer Reihenfolge:
Modedesign: Grace
Wales Bonner
Die Designerin, Künstlerin und Theoretikerin Grace Wales Bonner leitet künftig die Abteilung
für Modedesign an der Angewandten. An der 1992 in London geborenen Britin führt seit Jahren kein Weg vorbei, wenn es um zukunftsweisendes,
theoriebasiertes und transdisziplinäres Fashiondesign geht. Sie startete ihr eigenes Label für Menswear 2014/2015 und gewann
bereits mit der Präsentation ihrer ersten Kollektion renommierte Fashion Awards. Ihre Arbeit erforscht(e) Darstellungen der
schwarzen männlichen Sexualität und Identität. Wales Bonner erweiterte in der Folge ihre Kollektion um Frauenmode. Die britische
Designerin und Künstlerin wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, wie zuletzt mit dem BFC/Vogue Designer Fashion Fund.
Im Jahr 2019 präsentierte sie ihre erste institutionelle Ausstellung „A Time for New Dreams“ in den Londoner Serpentine Galleries.
Bonner beschäftigte sich intensiv mit Theorie, Musikkomposition, Literatur und Geschichte und verbindet in ihren Arbeiten
europäische Traditionen mit afro-atlantischen Perspektiven. „Ich freue mich sehr auf meine Aufgabe als Leiterin der Abteilung
Fashion Design an der Angewandten, und ich hoffe, eine einzigartige kulturelle Perspektive in das Studium und die Universität
einbringen zu können“, meldet sich Grace Wales Bonner zu Wort.
Transkulturelle Studien:
Nanna Heidenreich
Die an der Angewandten neu eingeführte Professur „Transkulturelle Studien“ übernimmt
Nanna Heidenreich. Zu den Arbeitsschwerpunkten der 1970 geborenen deutschen Medienkulturwissenschaftlerin und Kuratorin für
Film, Video und politische Interventionen zählen kritische Migrationsforschung, post-koloniale Medientheorie, Queer Cinema,
Bilderpolitik sowie Meeresperspektiven. Ihre bisherigen universitären Stationen umfassten die Heinrich Heine Universität Düsseldorf,
die Internationale Filmschule Köln, die Stiftung Universität Hildesheim und die Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig.
Heidenreich ist sowohl kuratorisch und künstlerisch als auch publizistisch tätig, und in antirassistischen und antifaschistischen
Netzwerken aktiv. Die neue Professur „Transkulturelle Studien“ bietet für etliche Studien an der Angewandten eine Ressource
zur intensiven Beschäftigung mit dem Themenkomplex und eine Andockstelle für künstlerische Theorie und Praxis und schärft
und erweitert somit auch das transkulturelle wie auch interdisziplinäre Profil der Universität. „Strukturen in den Blick nehmen,
die Gegenwart von Geschichte erkennen, insbesondere die Geschichte unserer Disziplinen, unserer Begriffe, der Weisen unseres
Denkens, wie wir Fragen stellen – und welche. Das sehe ich als Ausgangspunkt für die Transkulturellen Studien an der Angewandten.
Von da aus gilt es Un/Gleichzeitigkeiten der Gegenwart wahrzunehmen und Kritik stets neu zu lernen“, erläutert Heidenreich
ihre Herangehensweise an die neue Professur.
Artistic Strategies: Bouchra Khalili
Die
bildende Künstlerin Bouchra Khalili beginnt Anfang Oktober ihre Professur „Artistic Strategies“, die an der Angewandten ab
diesem Studienjahr eingeführt wird. Die 1975 in Marokko geborene und in Berlin lebende und arbeitende Künstlerin kann auf
Expertise im künstlerischen Feld, Erfahrung mit und Bereitschaft zur kooperativen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung
mit interdisziplinären Fragestellungen verweisen. Ihre bisherigen Arbeiten umfassen Film, Video, Installation, Fotografie
sowie Druck und wurden in zahlreichen Einzelausstellungen präsentiert wie zuletzt im Museum of Fine Arts in Boston (USA) oder
im Museum Folkwang in Essen (D). Khalili blickt auf etliche Gruppenausstellungen, renommierte Preise, Lehraufträge in den
USA und in Deutschland als auch auf eine Professur in Norwegen zurück. Als „cultural activist“ fungierte sie als Mitbegründerin
der Cinémathèque de Tanger, der ersten Non-Profit-Kulturinstitution in Marokko, die sich der Entwicklung und Förderung der
Bewegtbild-Kultur in Nordafrika widmet. „Ich freue mich sehr darauf, an der Angewandten das Feld „Artistic Strategies“ gemeinsam
mit meinen Kolleg*innen und der Community zu entwickeln und die Studierenden bei der Produktion ihrer Arbeiten zu unterstützen,
die dazu beitragen werden, die Grenzen künstlerischer und kultureller Praxen in Bezug auf die komplexen Herausforderungen
unserer Zeit zu verschieben – das begeistert mich sehr“, so Bouchra Khalili in ihrem ersten Statement kurz vor Antritt ihrer
Professur in Wien.
Sprachkunst: Monika Rinck
Mit Monika Rinck bekommt
das Institut für Sprachkunst eine sehr aktive und vielseitige Dichterin und Schriftstellerin als neue Professorin. Zahllose
Veröffentlichungen, Lesebücher, Streitschriften, Poetikvorlesungen, zahlreiche Übersetzungen, das Verfassen von Liedtexten
und kuratorische Arbeit zeichnen sie aus. Darüber hinaus kann die 1969 geborene deutsche Dichterin auf Erfahrungen in der
Lehre wie z.B. am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, am Literaturinstitut in Biel als auch bereits an der Angewandten verweisen.
Das Mitglied des P.E.N.-Clubs erhielt etliche Preise und Auszeichnungen wie z.B. den Kleist-Preis 2015 und den Ernst-Jandl-Preis
2017. Im kommenden November wird Rinck die Frankfurter Poetik Vorlesungen halten. Der Merksatz des Instituts für Sprachkunst
anlässlich des Festes seines zehnjährigen Bestehens (2019) an der Angewandten stammt von seiner neuen Professorin:
„MERKSATZ:
Wenn es runter geht wie Butter,
ist es vermutlich Propaganda.“
Monika Rinck zu ihrer Berufung: „Ich freue mich enorm über die Chance, für fünf Jahre am Institut für Sprachkunst zu unterrichten,
und umso mehr, da die Universität für angewandte Kunst Wien die Anwendung in ihrem Namen trägt“ und abschließend: „Es kann
kein Zweifel daran bestehen, dass Kultur und Kunst gesellschaftliche, soziale Praktiken sind. Was Sprachkunst in Anwendung
sein kann und was sie bewirkt – ich freue mich darauf, dies gemeinsam mit den Studierenden immer wieder aufs Neue herauszufinden.“