You dissolve / It’s just another way you exist
Die Angewandte mit
TransArts auf der Vienna Contemporary 2025
Auflösung ist nicht Verschwinden, sondern Verlagerung,
Zerstreuung, ein Überleben in anderer Form: Die Ausstellung der Angewandten bei der Vienna Contemporary 2025 versammelt drei
Künstlerinnen, allesamt Absolventinnen der TransArts-Abteilung, deren Werke sich thematisch im instabilen Raum zwischen Präsenz
und Abwesenheit, Erinnerung und Auslöschung, Materialität und Transformation bewegen.
Sie
fordern uns auf, genau hinzuschauen, was sich auflöst, aber nicht endet, und zu erkennen, wie Spuren in Sprache, Raum und
Form fortbestehen.
Durch Range 2C00-2C5F lässt Mariia Mihdieieva eine vergessene
Schrift wiederaufleben und verwandelt das glagolitische Alphabet in eine neue Schriftart, die zwischen Code und Kommunikation
oszilliert. Ihre Arbeit setzt sich mit der Politik der Lesbarkeit auseinander – wer kann gelesen werden, wer bleibt unsichtbar
– und fordert Raum für Stimmen zurück, die Gefahr laufen, in der Stille zu verschwinden.
Maja Bojanićs
Yours is the world in which I move uninvited spürt der Wärme eines Körpers nach, der aus den Geschichtsbüchern, aber
nicht aus der Erinnerung verschwunden ist. Durch eine Infrarotlinse bleibt die abwesende Gestalt ihrer Urgroßmutter, die 1992
während einer staatlich veranlassten Streichung Tausender Einwohner Sloweniens aus dem Einwohnerregister juristisch ausgelöscht
wurde, als gespenstischer Rhythmus des Lebens bestehen: als Rückstand von Berührung, Atem und Bewegung, der sich weigert
zu verschwinden.
Mit Eternal 24/7 wendet sich Katharina Birkmann der zerbrechlichen
Figur des Schneemanns zu, einem vergänglichen Wesen, das ständig zu Wasser zerfließt. Zwischen Spiel und Verschwinden, Ökologie
und Kultur wird der Schneemann zu einem fragilen Denkmal – ein Symbol dafür, wie wir das Ende betrauern und dennoch versuchen,
es festzuhalten.
In ihrer Zusammenschau artikulieren diese drei Praktiken Auflösung als einen generativen
Zustand. Ob durch Skripte, bürokratische Löschungen oder vergängliche Figuren – die Werke sind als Ablehnung von Endgültigkeiten
zu verstehen, sie vermitteln mit Nachdruck, dass das, was sich auflöst, auch Bestand hat.
Der Ausstellungstitel
zitiert die erste Songlinie von You Dissolve, aus dem Album Now We Can See von The Termals, 2009.