Wir Kultur- und Kunstarbeiterinnen sagen:
Etwas stimmt nicht!
Nebel liegt über dem Leben.
Dieses Sagen ist Teil unserer künstlerischen Arbeit des Beobachtens, Transformierens
und Einbringens in die Gesellschaft:
Selbstkritik geht dieser Arbeit voraus, wir sind Schaffende, die Kunst als
Praxis ausüben. Bestehende und auferlegte Normen und Verhaltensregeln überdenken, durchforsten, und wenn notwendig überschreiten
wir.
Dann hebt sich der Nebel. Kunst ist Elixier, Atmung.
Wir Kultur-und Kunstschaffende wissen
aus unserer Praxis heraus, wie entscheidend es ist, auf grundlegende Mittel der Existenz zu bauen, gerade dann, wenn sie in
Gefahr sind zu ersticken.
Die Kunst ist ein solches Nahrungs- und Lebens-Mittel.
Wir
spüren und atmen einen erstickenden Nebel in der Zeit der Pandemie – die eine tatsächliche gesundheitliche Bedrohung darstellt.
Aber auch einen für viele Einschränkungen und Verletzung der Grundrechte herhaltenden Topos. Der das damit verbundene und
notwendige Sicherheitsdenken nur allzu leicht zum voreilenden Gehorsam verwandelt.
Dem folgen wir nicht!
Der
Verlust demokratischer Errungenschaften, für die über Jahrhunderte gekämpft und gestorben wurde, quer durch die gesellschaftlichen
Bewegungen hindurch droht:
Also zeigen wir ihn auf und lösen damit ein, was uns in der Kunst unseres kritischen
Drängens und Ausübens bestimmt:
Eine miteinander Werte aushandelnde Gemeinschaft, die das Individuelle schützt,
um ein Miteinander zu gewährleisten: Als Antithese zur Abschottung im persönlichen wie kollektiven Raum.
Kein
kollektives Trauma darf entstehen – der Mensch ist auch ein Herdewesen, ja, aber in der das Einzelne einzigartig bleiben
muss.
Also heißt es die Weidegründe frei und immer wieder zu gestalten und neu zu bestücken.
In
kommenden Jahren wird die Kulturarbeit die Seele unserer Gesellschaft der Vielfalt sein, die nicht abgebaut werden darf.
Wir
sind Arbeiterinnen, die ihr wertvolles Gut in die Gesellschaft einbringen wollen, auch wenn es oft verwandelt und unerwartet
daherkommt.
Was jetzt daran zerstört wird, wird nachhaltig zerstört und schwer wieder repariert werden können.
Wir
kämpfen deshalb für unsere Inhalte, die mit jenen der anderen gesellschaftlichen Felder korrespondieren. Die sich gegenseitig
befruchten, verbreitern. Und somit Grenzen öffnen, die jede nationale Selbstherrlichkeit verabscheuen.
Was in diesem
Raum ausgelöscht wird, ist ebenso nachhaltig verloren, wie das, was nicht eingebracht werden darf.
Die
neue Normalität scheint ihn zu gefährden wie die alte. Wir brauchen beide nicht als Zuckerbrot und Peitsche, wir machen unsere
Normalität, und die muss nicht genormt normal sein.
Das Brot in unserem individuellen wie gemeinsamen Spiel
ist herauszubildendes Grundnahrungsmittel. Das die künstliche produzierte Ware der Gleichschaltung besonders durch mediale
Formen, die eine Abwesenheit des Körpers feiern, zerbricht.
Es darf bitter schmecken, wenn es geteilt wird, möglicherweise
und gemeinsam auch verworfen. Dann aber sollten die Mittel da sein, es wieder zu pflanzen.
Wir arbeiten an diesen
Setzungen, aber ein grundlegendes Einkommen für alle, die da dabei sind, könnte helfen, die Wachsamkeit für sich selbst
und für anderen ohne auferlegte Maskenpflicht zu erkennen und zu wahren. Eine Unabhängigkeit, die nicht mit persönlichem Egoismus
einhergeht.
Wir wollen ein allgemeines Grundeinkommen als Mittel der Unabhängigkeit mit dem Potential
zur Selbständigkeit und Selbstbestimmung, das geknüpft wird an soziale Komponenten.
So entstehen
Werte einer „vita activa“, die immer wieder zu erarbeiten sind.
Wir fordern also keinen Separatismus der Kunst,
aber die Autonomie künstlerischer Praxen.
Die mit den Institutionen, die sie genauso braucht wie diese sie, kooperiert.
Aber wird erkannt, dass unsere Arbeit produktiv in der Mitte der Gesellschaft ihren Platz hat und ihn immer wieder zu finden
hat?
Aber in ihrer Freiheit frei sein muss, um auch diese und sich ständig zu verwandeln und stärken
zu können.