Das Oskar Kokoschka Zentrum an der Universität für angewandte Kunst Wien verfügt
über wesentliche Nachlassbestände. Seit mehr als 25 Jahren hat es sich als vielfältig tätige Forschungseinrichtung zur Aufgabe
gemacht, das wirkmächtige Narrativ kritisch zu hinterfragen und den faszinierenden Künstler in seinen unterschiedlichen Kontexten
zu erforschen sowie sein komplexes Schaffen zu vermitteln. So bietet die Tagung aktuelle Forschungsbeiträge aus der Kunst-
und Kulturwissenschaft, der Zeitgeschichte, der Literatur- und Theaterwissenschaft, sowie der Biografieforschung, die in vier
Themenfeldern neue Perspektiven und Einblicke in Kokoschkas Leben und Werk eröffnen.
So werden seine über Europa hinausreichenden
Netzwerke in Kunst und Politik vor, während und nach dem englischen Exil sowie sein politisch-pazifistisches Engagement ebenso
beleuchtet wie seine Sozialisierung in den Avantgardekreisen des Wien nach 1900. Nicht zuletzt prägten die Diskurse seiner
frühen Wiener Jahre sein Verständnis der Geschlechterrollen, das sich etwa in seinem Puppenfetisch (1918/19) niederschlug,
der heute in Theorie, Kunstproduktion, aber auch in der Populärkultur stark rezipiert wird. Eine eigene Sektion ist Kokoschkas
Bühnenwerk gewidmet, das – obwohl oft nur peripher behandelt – im Œuvre als multimediales Experimentierfeld eine wesentliche
Rolle spielt. Im Zentrum wird sein Beitrag zum expressionistischen Theater und dessen Nachleben stehen. Zu guter Letzt soll
Kokoschkas Selbst-/Positionierung in der internationalen, insbesondere der bisher kaum untersuchten US-amerikanische Kunstwelt
analysiert sowie die folgenreiche Mythenbildung in und durch seine komplexen autobiografischen Schriften neu bewertet werden.
Oskar-Kokoschka-Preis 2020
Freitag, 28. Februar 2020, 10.30 Uhr
Universität für angewandte Kunst
Wien
Auditorium – Vordere Zollamtsstraße 7, 1030 WienIm Andenken an Kokoschka wird alle zwei Jahre an
seinem damaligen Studienort, der heutigen Universität für angewandte Kunst Wien, eine der höchstdotierten Auszeichnungen der
Republik Österreich an herausragende Künstler und Künstlerinnen verliehen. Vierzig Jahre nach dem Tod des Künstlers findet
neben der Tagung auch die Verleihung des Oskar-Kokoschka-Preises statt.
Programm
9.30-10.00
BegrüßungGerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien
Bernadette Reinhold, Oskar
Kokoschka Zentrum, Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien
Régine Bonnefoit, Institut d’histoire
de l’art et de muséologie (IHAM), Université de Neuchâtel
10.00-12.00 Kokoschkas politisches Engagement
zwischen 1934 und 1953Moderation: Patrick Werkner, Wien
10.00-10.30 Ines Rotermund-Reynard, Institut
national d’histoire de l’art, Paris
Netzwerke und Widerstand im Exil (1933–1945). Paul Westheim und Kokoschka
10.30-11.00 Lucy Wasensteiner, Liebermann-Villa am Wannsee, Berlin
Kokoschka in London: die Ausstellung 20th Century
German Art, Sommer 1938
11.00-11.30 Régine Bonnefoit, IHAM, Université de Neuchâtel
Comenius als Projektionsfigur
in Kokoschkas pazifistischen und politischen Schriften zwischen 1936 und den 1940er Jahren
11.30-12.00 Diskussion
12.00-13.00 Mittagspause (Buffet vor Ort)
13.00-14.30 Kokoschkas Selbstpositionierung
und VermarktungsstrategienModeration: Bernadette Reinhold, Universität für angewandte Kunst Wien
13.00-13.30
Keith Holz, Western Illinois University
The expectations of Kokoschka in U.S. museums, collectors and its market
13.30-14.00 Birgit Kirchmayr, Johannes Kepler Universität Linz
Zur Legende vom Künstler. Einige Anmerkungen zum „autobiografischen
Leben“ Oskar Kokoschkas
14.00-14.30 Diskussion
14.30-15.00 Kaffeepause15.00-16.30 Kokoschkas Verständnis der GeschlechterrollenModeration: Daniela Hammer-Tugendhat, Wien
15.00-15.30 Katharina Prager, Universität Wien
Sexuelle Emanzipationen im Wien um 1900 – Reflexionen über Sexualität
und Geschlecht im Umkreis von Kokoschka
15.30-16.00 Bernadette Reinhold, Universität für angewandte Kunst Wien
Kokoschkas Puppe. Anmerkungen zur Genese, Mythenbildung und Eigendynamik eines Kunst-Fetisch
16.00-16.30 Diskussion
16.30-17.00 Pause17.00-19.00 Kokoschkas expressionistische Bühnenstücke und deren
späte Rezeption in BrasilienModeration: Kurt Ifkovits, Theatermuseum Wien
17.00-17.30
Anna
Stuhlpfarrer, Wien
Kokoschka – ein Pionier des expressionistischen Theaters?
anschließend Diskussion
ab
ca. 18.00 Filmvorführung mit Diskussion
Günter Berghaus, Köln und Bristol University
Assassino, esperança de mulheres
/ Mörder, Hoffnung der Frauen (1909), Rio de Janeiro, 1997 (ca. 40 min)
anschließend ein Gespräch mit dem Regisseur,
Kurt Ifkovits und Anna Stuhlpfarrer
Brot & Wein
Konzept, Organisation und LeitungDie
Tagung der Universität für angewandte Kunst Wien ist eine Kooperation mit der Universität Neuchâtel in der Schweiz.
Régine
Bonnefoit, Institut d’histoire de l’art et de muséologie, Université de Neuchâtel (Schweiz) und Bernadette Reinhold, Oskar
Kokoschka Zentrum, Universität für angewandte Kunst Wien
Begleitende AusstellungWährend der Tagung
sind vor Ort, im Auditorium der Angewandten, in einer Ausstellung Arbeiten Kokoschkas, Briefe, Fotos, Dokumente und Bücher
aus dem Bestand des Oskar Kokoschka Zentrums an der Universität für angewandte Kunst Wien sowie der Trickfilm von Lizzy Hobbs,
I am OK (London 2018) zu sehen.
Anmeldunginfo@uni-ak.ac.atKontaktUniversität für angewandte Kunst Wien
1010 Wien, Oskar-Kokoschka-Platz 2
+43 71133
info@uni-ak.ac.atwww.dieangewandte.atwww.facebook.com/die angewandte