Neue
Ausstellung von Kunstsammlung und Archiv: Mit "Fernheilung" beleuchtet die Angewandte die Anfänge ihrer Sammlung
in den 1980er-Jahren
17.09.2025
Mit der Ausstellung Fernheilung.
Die 1980er und frühen 1990er-Jahre im Zerrspiegel einer Sammlung blickt die Angewandte auf das künstlerische Geschehen
in Wien in jenem Jahrzehnt, in dem ihre Sammlung gegründet wurde: Anhand von Werken aus dem Umfeld der damaligen Hochschule,
von Dokumenten und ausgewählten Leihgaben entsteht ein Parcours, der wichtige Ereignisse der Kunstwelt, Ausstellungen, künstlerische
Strömungen und Diskurse der Zeit in ihrem Zusammenhang erkennbar macht.
Dabei werden
Praktiken von zahlreichen Lehrenden und Studierenden im Kontext des Ausstellungsgeschehens in Wien ebenso verortet wie in
den internationalen Tendenzen der Zeit.
1980 von Oswald Oberhuber, dem damaligen Rektor, gegründet, versuchte die
Sammlung der Universität für angewandte Kunst Wien von Beginn an, sich selbst in ihrer historischen Bedingtheit zu begreifen.
Man sammelt zwar durchaus nach Lust und Laune, jedoch mit einem programmatischen Anspruch, der in Ausstellungen auch öffentlich
zugänglich gemacht wird. Zunächst zielt das Programm darauf, den Kanon des 20. Jahrhunderts neu zu ordnen und zu bewerten,
außerdem befasste es sich mit der in Österreich erst sehr spät beginnenden Aufarbeitung des Nationalsozialismus; und schließlich
versucht es, das aktuelle Zeit- und Schulgeschehen (kunst-)historisch abzubilden.
Die Ausstellung Fernheilung
möchte an diese Programmatik anknüpfen, indem sie die Logik der Sammlung aufgreift: in der Art und Weise, wie sie den Sammlungskörper
beschreibt, darin Akzente setzt, Korrekturen und neue Kontextualisierungen vornimmt. Die Sammlung der Angewandten bleibt sich
treu, indem sie sich verändert. Somit entwirft die Ausstellung ein Bild der Sammlung, das gleichzeitig geschichtlich und gegenwärtig
ist. Durch unterschiedliche, einander widerstrebende, ja widerstreitende Register von Zeitgenoss*innenschaft wird dieses Bild
zum notwendig verzerrten Spiegelbild je eigener Blickregime, Wertformen und Betrachtungsweisen.
Entlang paradigmatischer
Ausstellungen und Veranstaltungen wie Design ist unsichtbar (Forum Design, Linz 1980), Zeichen, Fluten, Signale
(Galerie Nächst St. Stephan, Wien 1984), Traum und Wirklichkeit. Wien 1870–1930 (Künstlerhaus, Wien 1985), Wittgenstein.
Das Spiel des Unsagbaren (Secession, Wien 1989) oder dem Symposium Das ästhetische Feld (Angewandte,
Wien 1992) werden Entwicklungen wie die Kanonisierung der frühen Wiener Moderne und die späte Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit
thematisiert. Die Ausstellung beleuchtet die gescheiterte Institutionalisierung von Praktiken der 1960er und 1970er-Jahre
an der Hochschule, Medienkunst und Neo-Geo, sowie ihre Hinwendung zur Institutional Critique. Nachgezeichnet werden auch die
intergenerationellen Kampfzonen und der lange Weg zur Internationalisierung des Kunstfeldes im Kontext der Angewandten. Zu
sehen sind Werke aus Kunstsammlung und Archiv der Angewandten, u.a. von Ernst Caramelle, VALIE EXPORT, Franz Graf, Birgit
Jürgenssen, Brigitte Kowanz, Gerda Lampalzer, Dorit Margreiter, Friedl Kubelka-Bondy, Maria Lassnig, Bruce Nauman, Albert
Oehlen, Franz West, Gerwald Rockenschaub, Gabriele Senn, Rini Tandon und Heimo Zobernig, sowie zahlreiche Leihgaben.
Die Angewandten feiert ab Herbst 2025 zudem das 45-jährige Bestehen ihrer Kunstsammlung, die 1980 aus dem Hochschularchiv
hervorgegangen ist, in Form von Veranstaltungen, Führungen und einer Ausstellung in der Universitätsgalerie im Heiligenkreuzerhof.
Die Bestände der Kunstsammlung der Angewandten umfassen heute zahlreiche Objekte aus allen Bereichen der angewandten und bildenden
Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, insbesondere der Wiener Moderne. Dazu gehören Grafiken, Plakate, Möbel, Textilien, Fotografien,
Keramiken, Gemälde, Objekte und Architekturmodelle von Fred Adlmüller, Friedrich Berzeviczy-Pallavicini, Friedl Dicker-Brandeis,
Josef Hoffmann, Oskar Kokoschka, Anton Kolig, Maria Lassnig, Victor J. Papanek, Margarete Schütte-Lihotzky, Peter Weibel,
der Wiener Werkstätte und des Wiener Kinetismus, sowie barocke und hausindustrielle Textilien aus historischen Lehrmittelsammlungen
u.a.
Kuratiert von Robert Müller im Dialog mit Helmut Draxler
16. Oktober 2025 – 31. Jänner
2026
Presseführung: 15. Oktober 2025, 10.00 Uhr
Eröffnung: 15. Oktober 2025, 18.00 Uhr
Ort: Universitätsgalerie
der Angewandten im Heiligenkreuzerhof
Schönlaterngasse 5 / Grashofgasse 3, 1010 Wien
Stiege 8, 1. Stock
Öffnungszeiten: Mittwoch–Samstag, 14:00–18:00 Uhr (feiertags geschlossen). Eintritt frei.
Gesamtleitung: Cosima
Rainer
Kuratorische Assistenz: Judith Burger, Laura Egger-Karlegger, Manon Fougère
Ausstellungsgestaltung: Robert
Müller
Team Universitätsgalerie: Marei Buhmann, Anette Freudenberger (Leitung)
Textbeiträge: Laura Egger-Karlegger,
Manon Fougère, Robert Müller, Samira Plunger