Diese
Setzung beinhaltet auch die Frage, mit welchen repräsentativen Funktionen das Wort Feminismus denn beauftragt ist und wie
es im Wissen um die Historizität des Diskurses möglich sein könnte, den Vorschlag abzuspalten, Feminismus als Haltungsform
einer subjektiv informierten Angemessenheitsethik zu betrachten. Dies meint, Zusammenhänge nicht ausschließlich voraussetzungsvoll
und symbolisch zu verhandeln, sondern bereits existierende Anordnungen in unterschiedlichen Systemen und Institutionen in
konzeptuelle und formale Entscheidungen bezüglich der Herstellung von spezifischen Formaten mit einzubeziehen, und sie dementsprechend
zu editieren.
Der Denkzusammenhang ließe sich so auch auf andere Systeme übertragen. Das würde bedeuten, alles
Wissen, auch jenes um die eigenen, symbolisch konnotierten Projektionen, in die Arbeit mit einzubeziehen und die Wahrnehmung
auf das jeweils behauptete Format, unter Vorbehalt der Anwesenheit anderer, im selben Feld agierender Formate, einzujustieren.
Repräsentative Stellvertreterschaft, arbiträre Charakteristiken konventioneller Zuordnungen wären ausgehebelt. Es ist gerade
der Vorteil und die Errungenschaft der Kunst, sich solchen eindeutigen oder einwertigen Ordnungen zu enthalten und mit ihnen
zu agieren. Die Problematik liegt hier jedoch in der angenommenen Symbolbefähigung des Ausstellungformats an sich und der
konventionellen Annahme, eine Ausstellung könne einen bestimmten Zusammenhang vollends repräsentieren, oder argumentieren.
Angeführt wird diese Behauptung zumeist von entsprechend organisierten Textformaten, die einen Zusammenhang und eine Leserichtung
vorschlagen, mitunter unter Zuhilfenahme der Behauptung nicht näher definierter, populärer Relevanz. Auch hier wäre der Vorschlag,
die Struktur des Ausstellens nicht ausschließlich als Folge sprachlicher Repräsentationsordnungen anzunehmen, sondern die
Ausstellung selbst als Entität zu betrachten und zu bewerkstelligen. Solcherart, dass sie zu ihrer sich selbst strukturierender
Sprache und Inhalt wird.
Bilder zum Download:
www.dieangewandte.at/presseAttached: Langversion der Presseinformation von der Kuratorin.
(1) Donna Haraway, “Innocence is not even dreamable”
and “We need more than one term for these big things,” in
Ursula K Le Guin debate con Donna Haraway, https://www.youtube.com/watch?v=59bLqzrM2r0&t=3714s.
Panel discussion, Ursula K Le Guin, Donna Haraway, and James Clifford, conference
Arts of Living on a Damaged Planet,
AURA: Aarhus University Research on the Anthropocene, Aarhus, May 08, 2014.
(2) Ursula K Le Guin, “I am older than a
hero ever gets,” in Ursula K Le Guin, Avenali Chair in the Humanities, https://www.youtube.com/watch?v=ovZ6qgTy3SE. Avenali
Chair in the Humanities Ursula K Le Guin in conversation with Professor Michael Lucey, Townsend Center for the Humanities,
University of California, Berkeley, Berkeley, February 26, 2013.