In Europa erfand man sich aus den bruchstückhaften Informationen über China seit den
ersten Berichten der Jesuiten zunächst das utopische Bild eines aufgeklärten Staates, das man in spielerischer Weise in die
eigene Welt – meist als Architektur-Chinoiserie oder als mit chinesischen Papierbildern tapezierte Räume – integrierte. Dort
spielte man sozusagen China.
Am Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts lösten Übersetzungen originaler chinesischer
Literatur die im Westen erfundenen „chinesischen" Geschichten ab. Goethe, Heine und Rückert waren fasziniert von der „Zierlichkeit"
(Goethe) dieser literarischen Welt. Der Kolonialismus führte zu einem vollständigen Wandel der Wahrnehmung Chinas und der
Chinesen. Die Vorstellung von ihrer besonderen Grausamkeit wurde populär und endete im Slogan von der gelben Gefahr.
Das hinderte jedoch nicht, dass sich während dieser Auseinandersetzungen, vor allem vermittelt über Japan und die begeisterte
Aufnahme japanischer Kunst im Europa der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, eine neue Wissenschaft – die Sinologie – und damit
auch die Wertschätzung der bis dahin unbekannten „Malerei der Gelehrten" und ihrer Kunsttheorie zu etablieren begann. Vom
europäischen Blick auf China, den vielfältigen Beziehungen Europas zu China und Missverständnissen, den auf Bildwelten gegründeten
Narrativen und dem Spiel Europas mit einem fiktiven China handelt das letzte große Buch von Hans Holländer.
Buchpräsentation
am 23. Oktober 2018